Geschichts-Atelier Elvira Pionierinnen* der Frauenbewegung in München |
Persönliche Daten | ||||
Name: | Augspurg | |||
Vorname: |
Dr. jur. Anita Theodora Johanna Sophie
Den Doktortitel erwarb Anita Augspurg im Jahr 1897 in Zürich. | |||
Religion bei Geburt: |
evangelisch / protestantisch
1905 trat Anita Augspurg aus der evangelischen Kirche aus und blieb dann ohne Bekenntnis. | |||
Geburtstag: | 22.09.1857 | |||
Geburtsort: | Verden an der Aller | |||
Todestag: | 20.12.1943 | |||
Sterbeort: | Zürich | |||
Ausbildung Beruf/Erwerb: | Lehrerin, Schauspielerin, Fotografin, Juristin, ökologische Landwirtin und Publizistin 1879 Preußische Staatsprüfung für das Lehramt an einer Mädchenschule | |||
Staatsangehörigkeit bei Geburt: |
Königreich Hannover
1934 wurde ein sich über mehrere Jahre hinziehendes Ausbürgerungsverfahren gegen Anita Augspurg in die Wege geleitet, aber von den NS-Behörden nicht zu Ende geführt. So galt sie den Schweizer Behörden bis zuletzt als deutsche Staatsbürgerin. |
Familie | |||
Vater | Wilhelm Moritz Augspurg | Anwalt und Notar am Obergericht Verden | 1808 - 1880 |
Mutter | Auguste Ernestine Augspurg, geb. Langenbeck | 1815 - 1884 | |
Schwester | Ernestine Louise Auguste Augspurg | Leiterin einer Mädchenschule in Kassel | 1842 - unbekannt |
Schwester | Amalie Marie Wilhelmine Friederike Augspurg | Inhaberin einer Malschule und eines Photoateliers in Dresden | 1844 - unbekannt |
Bruder | Wilhelm Edouard Augspurg | 1847 - unbekannt | |
wanderte nach Argentinien aus. | |||
Bruder | Dietrich Wilhelm Julius Augspurg | 1850 - unbekannt | |
wanderte in die USA aus. |
Familienstand | ||||||
ledig | ||||||
Von 1886 bis 1899 lebte sie mit Sophia Goudstikker zusammen. Seit 1901 Zusammenarbeit mit Lida Gustava Heymann, ab 1908 Lebensgemeinschaft mit ihr. |
Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen | |||||
1894 | bis 1899 |
Vereinsämter | |||
1894 | bis 1894 | 1. Vorsitzende der „Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau“ | |
1894 | bis 1896 | Präsidentin der „Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau“ |
Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen | |
1890 bis 1895 Mitglied im Deutschen Frauenverein Reform bzw. Verein Frauenbildungs-Reform |
Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate |
Brief-Chronik: Gründung der "Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau" Erwähnungen Anita Augspurgs in den Jahresberichten Weitere Zitate über Anita Augspurg: „Anita Augspurg ist nicht nur ein starker, ein reich und vielseitig angelegter Mensch, sondern auch gütig, menschlich, mit kosmischer Liebe zu allem was lebt, auch zu Tier und Pflanze (...), dabei mit Humor und unerschöpflicher Vitalität begabt. (...) Wie irgend jemand mit neuen Ideen und neuen Möglichkeiten wurde Anita Augspurg von allen Seiten, von links und rechts, nicht nur sachlich bekämpft, sondern auch persönlich angefeindet, mehr noch: verlästert, verleumdet, mit Schmutz beworfen. (...) Unberührbar, unbeirrt von allem, unangefochten in ihrem Wesen und Wollen, in völliger Souveränität ging sie ihren Weg und wird ihn weiter gehen.“ |
Eigene Publikationen |
Vollständiges Werkverzeichnis bei Kinnebrock, Susanne: Anita Augspurg, S. 642 - 659 |
Quellen und Literatur |
Augspurg, Anita, Indexeintrag: Deutsche Biographie, www.deutsche-biographie.de/pnd118651072.html [22.08.2024] Stadtarchiv Hannover: Nachlass Kettler Nr. 63: Vereinsakten Frauenverein Reform |
Anmerkungen | |||||
Anita Augspurg und der Verein für Fraueninteressen | |||||
Ohne Anita Augspurg gäbe es den Verein für Fraueninteressen in München nicht. Ohne Anita Augspurg und ihre vielseitige Begabung, Energie und Durchsetzungskraft wäre der Verein heute, mehr als 125 Jahre später, ein anderer. Und das, obwohl Anita Augspurg bereits 20 Monate nach der von ihr vorangetriebenden Gründung aus dem Vorstand ausschied und weitere drei Jahre später den Verein ganz verließ. Ihre Rolle als Vereinsgründerin wurde bereits kurz nach ihrem Ausscheiden bewusst verschleiert und schließlich ganz vergessen. In der NS-Zeit verlegten der Verein und Gertrud Bäumer das Gründungsdatum gleich um zwei Jahre auf das Jahr 1896 und noch den 80. Geburtstag des Vereins feierte man im Jahr 1976. Erst die neue Frauenbewegung und die bedeutende Ausstellung „Hof-Atelier Elvira. 1887 - 1928. Ästheten, Emanzen, Aristokraten“ des Stadtmuseums München 1985/86 sorgten dafür, dass Anita Augspurg zusammen mit Sophia Goudstikker wieder entdeckt und das Interesse des Vereins für Fraueninteressen an der eigenen Entstehungsgeschichte neu geweckt wurde. Das 100. Jubiläumsjahr wurde dann wieder im richtigen Jahr 1994 gefeiert. 1998 bei der Landesausstellung „Frauen in Bayern“ führte Anita Augspurg die Liste der Vorsitzenden des Vereins für Fraueninteressen als Gründungspräsidentin an. | |||||
Anita Augspurg im Exil | |||||
Im Januar 1933 waren Anita Augspurg und Lida Gustava Heymann auf Reisen im Mittelmeerraum und hatten sehr gute Gründe, nicht mehr nach Hitler-Deutschland zurückzukehren. Seit Anita Augspurg bereits 1923 gemeinsam mit anderen Frauen von den bayerischen Behörden die Ausweisung Hitlers nach Österreich gefordert hatte, stand sie ganz oben auf verschiedenen „Schwarzen Listen“ der Nationalsozialisten. Ihre Wohnung in München wurde im April 1933 durchsucht, Papiere und das Mobiliar beschlagnahmt. Im September 1933 wurde schließlich ihr gesamtes Vermögen eingezogen. 1934 wurde ein Ausbürgerungsverfahren gegen Augspurg und Heymann in die Wege geleitet, aber wohl nicht zu Ende geführt. Ohne festen Wohnsitz pendelten sie mehrere Jahre zwischen Zürich, Genf, Prag, London und Paris, bevor sie sich in Zürich niederließen, wo Anita Augspurg im Alter von 86 Jahren verstarb. Während ihres Exils konzentrierten sich Anita Augspurg und Lida Gustava Heymann auf die Aufklärungsarbeit über Nazi-Deutschland und setzten sich für die politisch und rassistisch Verfolgten in den deutschen Konzentrationslagern ein. |
Letzte Änderung | |
geändert: 22.08.2024 |
Wir bitten um folgende Zitierweise: Eintrag: „Anita Augspurg“/ID 6, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de |