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Clara Krieg

Persönliche Daten

Name: Krieg
Vorname: Clara
auch Klara
Religion bei Geburt: katholisch
Friedrich Krieg war protestantisch, seine Frau katholisch, die gemeinsame Tochter wurde katholisch getauft.
Geburtstag: 16.10.1864
Geburtsort: Kastl (Oberpfalz)
Todestag: 01.02.1938
Sterbeort: München
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Buchhalterin und Städtische Beamtin:
seit 1895 Leiterin städt. Arbeitsamt, weibl. Abt.
seit 1911 Berufspflegerin beim Berufsvormund der Stadt München
seit 1923 Kanzleisekretärin im Magistrat der Stadt München

Auf der Einwohnermeldekarte von 1928 lautete ihr Titel Kanzleisekretärin a. D.

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Königreich Bayern

© creative commons
Städt. Arbeitsamt in der Zweibrückenstr. in München
Quelle: Stadtarchiv München. Signatur: DE-1992-FS-NL-KV-1082

Familie

Vater Friedrich Krieg Apotheker 1835 Regensburg - 1886 New York
Mutter Augustine Krieg, geb. Zick 1839 Immenstadt - 1865 Kastl
 Die Lebensdaten der Goldarbeitertochter Augustine Zick sind dem Kirchenbuch Trauungen 1850 - 1937 der Pfarre St. Bonifaz in München (CB 266) entnommen, Eintrag v. 14.12.1863 (Fortl. Nr. 276).
Anmerkung zur Familie: Nach dem frühen Tod der Mutter heiratete Claras Vater im Jahr 1867 ein zweites Mal, ob aus dieser Ehe Kinder und damit Halbgeschwister von Clara hervorgegangen sind, wissen wir nicht.

Familienstand

ledig

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1896 bis 1916    
1896 Fräulein Clara Krieg Neureutherstr. 4 / III  
1897 bis 1898 Frl. Klara Krieg Zweibrückenstr. 20 / Städt. Arbeitsamt  
1899 bis 1904 Frl. Clara Krieg Zweibrückenstr. 20  
1905 bis 1910 Frl. Clara Krieg St. Annaplatz 4 / III  
1911 bis 1916 Frl. Klara Krieg Kochstr. 6 / IV  

Vereinsämter

1897bis 1898 Mitglied der Lehrlingskommission
1897bis 1898 Mitglied der Komm. für Anstellung von Fabrikinspektorinnen
1898 Eintritt in die Komm. zur Vorbereitung einer Rechtsschutzstelle für Frauen
1901bis 1905 Mitarbeit in der Rechtsschutzstelle

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

1893 Gründungsmitglied des Kaufmännischen Vereins für weibliche Angestellte, 1894 zuerst 2. Vorsitzende, dann 1. Vorsitzende;
spätestens seit 1895 Mitglied im Frauenverein Arbeiterinnenheim 
1916 Vorsitzende des Gemeindebeamtinnenvereins München


Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

Clara Krieg in den Jahrenberichten

"Der Kaufmännische Verein für weibliche Angestellte in München sandte zum Verbandstage des deutschen Verbandes Kaufmännischer Vereine seine derzeitige Vorsitzende, Fräulein C. Krieg, als Delegierte nach Mainz. (...), so war Fräulein Krieg unter den 90 männlichen Vertretern die einzige Dame. (...)
Der Reigen der Diskussion wurde damit eröffnet, daß der Frankfurter Verein für kaufmännische Angestellte sich beschwerte, daß sein Antrag Erhebungen zu veranlassen, inwieweit die Frauenarbeit im Handelsgewerbe um sich gegriffen und wie dieser Konkurrenz zu begegnen sei, nicht auf der Tagesordnung stand. Der Vorstand entgegnete, der Antrag sei zurückgestellt. (...). Fräulein Krieg stimmte für den Antrag, denn eine derartige Erhebung hätte sicher guten Erfolg gehabt. Bei einer später folgenden Besprechung der Frage des Fortbildungszwanges stellte Fräulein Krieg den Antrag, es solle ausdrücklich der Zwang auch auf weibliche Gehilfen ausgedehnt werden, was aber abgelehnt wurde.
Beim Bankett gab sich ihr Gelegenheit, ihren Standpunkt klar zu legen, nachdem unter anderem Trinksprüchen Herr Will - Bremenauf dieFrauen‛ toastet hatte. Er hatte jener Frauen gedacht, die am häuslichen Herde schalten; Fräulein Krieg meinte, sie wolle doch auch jener gedenken, die den Kampf ums Dasein weit weg vom häuslichen Herde führen, die mit den Männern arbeiten müßten und die gerade im kaufmännischen Berufe eine große Rolle spielen. (...)  Sie schloß, indem sie dem Wunsche Ausdruck gab, es möge sich stets in beidenseitigem Interesse ein gemeinsames Zusammenwirken zwischen den männlichen und weiblichen kaufmännischen Vereinen entwickeln, und auf dieses gedeihliche Zusammenwirken erhebe sie ihr Glas. - Waren schon am Morgen Manche erstaunt gewesen, eine Vertreterin des schwachen Geschlechtes auf dem Verbandstage zu sehen und diese sprechen zu hören, so wuchs dieses Erstaunen, als diese sogar wagte, unaufgefordert ihren Standpunkt klar zu legen. Der große Beifall und der allgemeine Anklang, den ihre Worte fanden, bewies, daß die Abneigung gegen die Frauen im Handelsstande von den Wenigsten geteilt wird, und daß es hauptsächlich die Furcht vor dem Drücken auf die Gehälter ist, die die männlichen Gehilfen scheel auf die Frauenarbeit blicken läßt.“
(Die Frauenbewegung vom 15.08.1895, S.125)

„Die Kostkindervermittlung, die bekanntlich bis Anfang Januar das städtische Arbeitsamt mitbesorgte und dann dem städtischen Berufsvormund Dr. W e i t p e r t, neues Rathaus, Zimmer 265/2 übertragen wurde, erfährt ein völlige Neugestaltung und wird mit der Waisen- und Armenpflege im engsten Zusammenhang stehen. Dem Berufsvormund ist eine besoldete Pflegerin, Fräulein K r i e g, beigegeben, die das Kostkinderwesen beim Arbeitsamte unter sich hatte. Außerdem wird in der nächsten Woche noch ein Stab von zehn bis zwölf Pflegerinnen, die sich freiwillig in den Dienst der guten Sache gestellt haben und ebenfalls ihre Weisungen von Dr. Weitpert erhalten, verpflichtet werden.
Es wird danach gestrebt, sofort mit der Geburt eines unehelichen Kindes mit Mutter und Kind in Verbindung zu treten, sowohl ärztlichen als rechtlichen Beistand zu leisten und nötigenfalls auch einen geeigneten Kostplatz bereitzustellen. Die besoldete Pflegerin wird auch in der Frauenklinik eine besondere Sprechstunde abhalten. (...). Bis jetzt wurde es so gehandhabt, daß die Liste der unehelichen Kinder vom Standesamt dem Vormundschaftsgericht übergeben wurde, das sie nach der Bestellung eines Vormundes dem Gemeindewaisenrat übersandte. Die Liste traf bei diesem nicht selten erst einige Monate nach der Geburt des unehelichen Mündels ein, so daß das Kind gerade in dem Zeitabschnitte schutz- und meist auch rechtlos war, in dem sein Leben am meisten gefährdet war. Jetzt dagegen hat der Standesbeamte die Anzeige erst durch die Geschäftsstelle des Berufsvormundes dem Vormundschaftsgericht zu übersenden. Auf Grund dieser Anzeige beginnt dann sofort durch den Beufsvormund und der ihm zugeteilten Pflegerinnen die Ueberwachung des Kindes, die fortdauert, bis dem Gemeindewaisenrate die Waisenliste vom Vormundschaftsgericht zugeht. Nach den statistischen Erhebungen geht von den unehelichen Kindern im ersten Jahre der dritte Teil zu Grunde. Daran ist unter anderem der häufige Wechsel der Pflegestellen in der ersten Zeit des Lebens schuld. Schon aus diesem Grunde ist es notwendig, den Müttern auch bei der Ermittlung geeigneter Kostplätze behilflich zu sein. Es ist bereits eine Liste von geeigneten Kostplätzen, die von früher her als zuverlässig bekannt sind, vorhanden. Für die Aufsuchung und Prüfung neuer Kostplätze soll eine Art Merkblatt herausgeben werden, das bestimmte Merkmale aufführt, an denen geeignete Kostplätze zu erkennen sind. Die Hauptsache wird aber stets die ständige, planmäßig durchgeführte Kontrolle bleiben. Bereits einige Tage nach der Unterbringung wird das Kind von einer Pflegerin besucht, die es dann auch ständig zu überwachen und im Notfalle die Wegnahme aus dem Kostplatz in die Wege zu leiten hat. (...)."
(Kostkindervermittlung, in: Münchener Neueste Nachrichten, 64, Jg., Nr. 46, Morgen-Blatt vom 28.01.1911, S.3)

Im Bayer. Verein für Frauenstimmrecht, Ortsgruppe München behandelte Fräulein Krieg in sehr sachlicher, äußerst gewissenhafter Weise den Entwurf für das G e m e i n d e b e a m t e n g e s e t z, was an dieser Stelle schon wiederholt und eingehend besprochen wurde. Hervorzuheben ist noch aus den Ausführungen der Rednerin, daß die Forderung erhoben werden müsse, daß das E h e v e r b o t  f ü r 
B e a m t i n n e n aus dem Entwurf verschwinden soll. Ebenso soll den unehelichen Müttern und ihren Kindern dasselbe Recht auf Ruhegehalt, Waisen- und Krankengeld eingeräumt werden, wie den verheirateten Frauen und den ehelichen Kindern. Auch soll die uneheliche Mutter nicht von der Anstellung ausgeschlossen sein; d a s  i s t  n u r  e i n e  F r a g e  d e r  G e r e c h t i g k e i t; denn es werden doch auch uneheliche Väter angestellt. Und was die leidige Gehaltsfrage anbetrifft, so hoffe man sehr viel von dem neuen Gesetz, hoffentlich nicht vergebens. Es ist dies ein sehr trauriges Kapitel für sich. Man bedenke, eine Beamtin bringt es nach einer Dienstzeit von 31 Jahren auf 2800 M! Und das nicht immer. Fräulein Krieg schloß ihre sehr interessanten Ausführungen, begleitet von dem anerkennenden Beifall der Anwesenden. An der dann folgenden Diskussion beteiligten sich zahlreiche Beamtinnen, die die Ausführungen der Referentin durch ihre Erfahrungen ergänzten und vertieften.
(MNN 67. Jg., Nr. 111 General-Anzeiger v. 1. März 1914, S.3) 


Eigene Publikationen

Krieg, Clara: Mitgefühl und Mitarbeit, Vortrag im Frauenverein Arbeiterinnenheim München 1896


Quellen und Literatur

Digitales Archiv des Erzbistums München-Freising: CB 266, 
Kirchenbuch St. Bonifaz, München: Trauungen 1850 bis 1937, Eintrag vom 14.12.1863; Fortl. Nr. 276/1863
Todesanzeige: Augustine Krieg, geb. Zick, in: Neueste Nachrichten auf dem Gebiet der Politik, 18. Jg. Nr. 207 vom 26.7.1865, S. 3639, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb10541652?page=394%2C395
Bevölkerungs-Anzeige, in: Münchener Amtsblatt, Nr. 69 vom 04.09.1867, S. 710, online:https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb10346028?page=828%2C829,zuletzt aufgerufen am 21.05.2024
Bekanntmachung. Die Verleihung einer persönlichen Apotheker-Concession in Markt Kastl betreffend, in: Beilage zum Kreisamtsblatt der Oberpfalz und von Regensburg,Nr. 6 vom 20.01.1872, S. 17
Stadtarchiv München: PMB Krieg, Clara
Der Kaufmännische Verein für weibliche Angestellte Münchens, in: Münchner Neueste Nachrichten, 47. Jg., Nr. 118, Generalanzeiger vom 12.03.1894, S.1, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00130196?page=798%2C799, zuletzt eingesehen am 07.05.2024
Kaufmännischer Verein für weibliche Angestellte München, in: Münchner Neueste Nachrichten, 48. Jg., Nr.  143, Generalanzeiger vom 27.03.1895, S.1, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00129978?page=324%2C325, zuletzt eingesehen am 07.05.2024
Frauenverein Arbeiterinnenverein, in: Münchner Neueste Nachrichten, 48. Jg., Nr. 161, Generalanzeiger vom 06.04.1895, S.1, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00129978?page=456%2C457, zuletzt eingesehen am 07.05.2024
Aus der Frauenbewegung, in: Die Frauenbewegung. Revue für die Interessen der Frauen, Hrsg. Minna Cauer und Lilly von Gizycki, 1. Jg. Nr. 16 vom 15.008.1895, S.125, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11522891?page=124%2C125, zuletzt eingesehen am 07.05.2024
Regierungsbezirk Oberbayern, Hauptarbeitsamt: 1. Geschäftsbericht des Städtischen Arbeitsamtes München 1895/96, online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb11789182?page=10%2C11, zuletzt eingesehen am 25.04.2024
Adressbuch für München 1896, III. Teil, S. 88, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11785787?page=1224%2C1225, zuletzt eingesehen am 07.05.2024
Regierungsbezirk Oberbayern, Hauptarbeitsamt: Zweiter Geschäftsbericht des Städtischen Arbeitsamtes München 1897, online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb11789183?page=8%2C9, zuletzt eingesehen am 25.04.2024
Pringsheim, Hedwig: Die Tagebücher Bd. 2 1892-1897, hrsg. von Herbst, Christina, Göttingen 2013, Eintrag v. 09.01.1897, S. 455 f.
Allgemeiner Bayerischer Frauentag, in: Münchner Neueste Nachrichten, 52. Jg. Nr. 489 vom 23.10.1899, S. 3f., online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00130959?page=452%2C453, zuletzt eingesehen am 07.05.2024
Tätigkeitsberichte des Vereins für Fraueninteressen, Mitglieder-Verzeichnisse 1896 bis 1916
Aus dem Finanzausschuß, 56. Sitzung am 02.03.1906, in: Münchner Neueste Nachrichten, 59. Jg. Nr. 105, Morgen-Blatt vom 03.03.1906, S.2, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00130655?page=50%2C51, zuletzt eingesehen am 07.05.2024
Kostkindervermittlung, in: Münchener Neueste Nachrichten, 64, Jg., Nr. 46, Morgen-Blatt vom 28.01.1911, S.3, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00130942_00507_u001?page=2%2C3, zuletzt eingesehen am 07.05.2024
Im Bayer. Verein für Frauenstimmrecht, Ortsgruppe München, in:
Münchner Neueste Nachrichten, 67. Jg., Nr. 111, General-Anzeiger v. 1. März 1914, S.3, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00131167?page=42%2C43, zuletzt aufgerufen am 25.05.2024
Adressbuch für München 1916, III. Teil, S.141, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00092438?page=1770%2C1771, zuletzt aufgerufen am 07.05.2024
StadtA München: DE-1992-EWK-65-G-594 Krieg-Klara (Einwohnermeldekarte, angelegt 1928)


Anmerkungen

Clara Krieg wurde 1864 als Tochter des Apothekers Friedrich Krieg und seiner Frau Augustine, geb. Zick in Kastl in der Oberpfalz geboren. Wenige Monate nach Claras Geburt verstarb die Mutter. Wir wissen nicht, ob die Halbwaise im Haus des Vaters, der 1867 eine zweite Ehe einging, bei Verwandten oder als „Kostkind“ aufwuchs. 1872 verkaufte der Vater seine Apotheke in Kastl und wanderte in die USA aus, wo er 1886 in New York verstarb. Tochter Clara hatte er in München zurückgelassen. Dort hielt sie sich nach Angaben in den Polizeilichen Meldeunterlagen seit 1874 auf. Von spätestens 1884 bis 1919 wohnte Clara in einem gemeinsamen Haushalt mit der Fürstl. T.&T.Oberrevisorstochter Caroline Fick (1831-1919). Auch hier wissen wir nicht, ob Letztere eine Verwandte, eine vom Vater beauftragte „Pflegemutter“ oder eher eine selbstgewählte mütterliche Freundin war. 1889 erscheint Clara Krieg erstmals im Adressbuch für München mit der Berufsbezeichnung Buchhalterin. In den darauffolgenden Jahren führte sie ein beruflich aktives, erfolgreiches Leben und war gleichzeitig (frauen-)politisch stark engagiert, wobei beide Bereiche eng miteinander verknüpft waren. 1893 gründete sie den Kaufmännischen Verein für weibliche Angestellte mit und wurde 1894 zunächst Zweite, dann Erste Vorsitzende. Hier gab sie Englischkurse und war in der vereinseigenen Stellenvermittlung tätig. Seit 1895 amtierte sie als Leiterin der „weibl. Abteilung“ des Städtischen Arbeitsamtes (vgl. Geschäftsbericht Städt. Arbeitsamt München). Gerade in der Gründungsphase bis 1899 war Clara Krieg auch ein besonders engagiertes Mitglied des späteren Vereins für Fraueninteressen, von 1900 bis 1905/06 arbeitete sie ehrenamtlich in der Rechtsschutzstelle des Vereins mit. Die Verbesserung der rechtlichen und sozialen Lage unehelicher Mütter und ihrer Kinder war ein zentrales Thema der Frauenbewegung, welches auch in München immer wieder diskutiert wurde. Dies wird sicherlich auch eines der Motive für die große berufliche Veränderung Clara Kriegs im Jahr 1911 gewesen sein. Sie wechselte von der weiblichen Abteilung des Städtischen Arbeitsamt in das Büro des Städtischen Berufsvormundes, wo sie als besoldete Pflegerin tätig wurde. Hier hatte sie keine Leitungsfunktion mehr, sondern war weisungsgebunden und dem Berufsvormund unterstellt. Ihre Aufgabe bestand darin, nach strengen Kriterien neue Kostplätze zu gewinnen, uneheliche Mütter bei der Unterbringung ihrer Kinder zu beraten, diese Kinder gemeinsam mit 10 bis 12 freiwilligen Pflegerinnen regelmässig zu besuchen und somit eine ständige, planmäßig durchgeführte Kontrolle der Kostplätze zu gewährleisten. Das Institut für Soziale Arbeit, bis 1913 eine Einrichtung des Vereins für Fraueninteressen, sorgte für die Vermittlung und erste Schulung der ehrenamtlichen Pflegerinnen.
Mit ihren Erfahrungen in der weiblichen Abteilung  des Arbeitsamts und in der Rechtsschutzstelle des Vereins für Fraueninteressen, brachte Clara Krieg sicherlich gute Voraussetzungen für ihre neue Aufgabe mit und wir können annehmen, dass sie an dieser Stelle sehr viel für die Verbesserung des Kostkinderwesens tun konnte. Das war etwas, was allen Kindern zu Gute kam, die aus welchen Gründen auch immer, dauerhaft oder vorübergehend in Pflege gegeben werden mussten. Vielleicht haben also bei ihrer Entscheidung für diese Aufgabe auch persönliche Kindheitserfahrungen – ob positive oder negative, das sei dahingestellt – eine Rolle gespielt.
 


Letzte Änderung

geändert: 25.08.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Clara Krieg“/ID 135, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de
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