Laura Ernestine Louise Bertha Lange
Persönliche Daten | ||||
Name: | Lange | |||
Vorname: | Laura Ernestine Louise Bertha | |||
Religion bei Geburt: |
evangelisch / protestantisch
Laura Lange war zunächst evangelisch getauft (vgl. d. Angaben im Meldebogen der Mutter), in dem 1891 angelegten eigenen Meldebogen wird hingegen "kath." als Konfession angegeben. | |||
Geburtstag: | 13.06.1868 | |||
Geburtsort: | München | |||
Todestag: | 04.10.1953 | |||
Sterbeort: | Unterwössen | |||
Ausbildung Beruf/Erwerb: | Lithografin, Malerin, Grafikerin, Kunsthandwerkerin, Atelierbesitzerin 1891 für wenige Monate Teilhaberin der Fa. S. Strobel's Nachfolger Geschw. Lange, chromolitische Kunstanstalt, Äußere Nymphenburger Str. 34 | |||
Staatsangehörigkeit bei Geburt: |
Herzogtum Mecklenburg
Obwohl Laura Lange in München geboren wurde, besaß sie über ihren Vater, den in Plau am See geborenen Historienmaler Friedrich Lange, die Staatsbürgerschaft des Herzogtums Mecklenburg. Erst mit dem Erwerb der bayrischen Staatsangehörigkeit durch die Mutter Bertha Lange, geb. Sckell, im Jahr 1886 wurden Laura und ihre Schwester Helene bayerische Staatsangehörige. |
Familie | |||
Vater | Friedrich Lange | Historienmaler | 1834 Plau in Mecklenburg - 1875 Straßburg |
Mutter | Bertha Katharina Lange, geb. Sckell | 1835 Obergünzburg - 1909 München | |
Bertha stammte aus der weitverzweigten Künstler- und Gartenbaufamilie Sckell. | |||
Schwester | Helene Lange, verh. Döllinger | 1867 München - 1938 Unterwössen |
Familienstand | ||||||
ledig |
Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen | |||||
1894 | bis 1909 |
Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen | |
1893 Mitglied im Verein Frauenbildungs-Reform, Ortsgruppe München Noch ungeklärt sind ihre Mitgliedschaften in den verschiedenen Künstlervereinigungen. |
Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate |
„Eine Ausstellung künstlerischer Bucheinbände haben die Damen Martha v. K r a n z und Laura L a n g e Luisenstr. 72/3 veranstaltet, wo sie ihre Werkstatt aufgeschlagen haben. Ein höchst erfreuliches Stück künstlerischer Frauenarbeit und ein Lehrreiches dazu. Es handelt sich durchaus nicht um spielerische Kunstgewerbelei, sondern um solides Handwerk, so solides, wie es heute nur in wenigen Buchbinderwerkstätten geboten wird, und dazu kommt ein abgeklärter, von Extravaganzen freier Geschmack und jene liebevolle Sorgfalt und Geduld in der Ausführung, die gerade Frauen für diese Arbeiten geeignet macht. Die beiden Künstlerinnen arbeiten alles selbst. Alle Entwürfe zu den Einbänden und zahlreichen prächtigen Vorsatzpapieren sind von Fräulein Lange gefertigt. Alles Technische leistet Fräulein von Kranz, also auch die Ausführung der getunkten, wie der in Holzschnitten und Lithographie hergestellten Vorsatzpapiere, die sich durchweg durch außerordentliche Grazie der Muster und Schönheit der Farbkombinationen auszeichnen, der Einbandpapiere, das Präparieren und Färben der Leder, die Handvergoldung und natürlich auch die eigentliche Bindearbeit, das Verzieren der Schnitte u.s.w. Die vornehm diskrete Art der Verzierung aller ausgestellten Musterbände – sei es nun durch Golddruck, Blindpressungen, Schablonenmalerei, Intarsia u.s.w. – geht hier immer mit größter Delikatesse der Arbeit Hand in Hand, so daß jedes Buch für sich ein kleines Kunstwerk ist – und ein Individuum! – auch das einfachste. Jedem Verständigen muß neben dem hier waltenden künstlerischen Verständnis und Geschmack die zähe Energie, mit welcher sich die beiden Damen die Technik eines schwierigen Handwerks bis zur Vollkommenheit angeeignet haben, Respekt abnötigen. Was da vor uns liegt, als das Ergebnis arbeitsreicher Jahre könnte mancher begabten Frau, die sich vielleicht in unfruchtbarem Wettbewerb mit den malenden Männern abmüht, einen Weg weisen zu einer befriedigenden und fruchtbaren Existenz. Es gibt noch künstlerische Gewerbe genug, die feinfühlige und geschulte Hände brauchen!“ „Zwei Künstlerinnen, Martha v o n K r a n z und Laura L a n g e, haben in mehrjähriger, gemeinsamer Arbeit ihre Werkstätte zu achtungsgebietender Höhe gebracht, indem sie rechtzeitig erkannt haben, daß das Heil nur aus dem gesunden Boden soliden Handwerks kommen kann. So sind alle Dinge, die die leider nur sehr kurzlebige Ausstellung an Buchbinderarbeiten umfaßte, vom Entwurf bis zur Vollendung persönliche Handarbeit der beiden Künstlerinnen, nicht nur die Ausschmückung der Deckel, Rücken, Buchschnitte, sondern auch die Einbände selbst, unter denen die auf durchgedrückte ‚Bünde' gearbeiteten ganz besondere Beachtung verdienten; die die Bünde deutlich aussprechenden Querwulste am Rücken sind so recht der Ausdruck festen Zusammenhalts, und sie lassen - was der ästhetischen Wertschätzung stimmungsmachend vorarbeitet - sofort erkennen, daß hier keine Scheinkunst, sondern echte und rechte Sachkunst vorliegt, eine Kunst, die nicht nur den Schein von der Sache entlehnt, sondern die Sache selbst mitsprechen läßt. Und die handgreifliche Prüfung bestätigt dies; man wird selten neue Bücher finden, die sich so schön aufschlagen lassen. Aber auch die anderen Dinge - Mappen, Standrahmen für Photographien, Uhrkästchen, Kassetten usw. - zeigen den gleichen Grad sorgfältiger Durchbildung in allen Teilen." „Ein feiner künstlerischer Geschmack paart sich bei allen Arbeiten des Ateliers v. Kranz-Lange mit ausgereiftem handwerklichem Geschick. Es ist zu wünschen und zu hoffen, daß den beiden Künstlerinnen die wohlverdiente allseitige Anerkennung zuteil werde." „Schließlich sind es die Münchener Künstlerinnen M. v. K r a n z, L. L a n g e und A. R i t z e r o w, deren entzückende kleine poetische Aquarelle eine Besichtigung verlohnen und zum Erwerb anreizen." |
Ausstellungen |
1904 1. Öffentliche Ausstellung des Lehr- und Versuchs-Ateliers für Angewandte und Freie Kunst( Debschitz-Schule). |
Werke von Laura Lange |
Zitat: |
Quellen und Literatur |
Stadtarchiv München: PMB Bertha Lange, angelegt in den Jahren 1875 und 1886 |
Anmerkungen | |||||
Laura Lange und ihre Schwester Helene Lange, verh. Döllinger (Vereinsmitglied ID 36), waren die Töchter des Historienmalers Friedrich Lange und der Bertha von Sckell. Nach dem frühen Tod des Vaters kam ihre Mutter Bertha Lange im Oktober 1875 „zur Gründung einer Existenz“ mit den beiden 6- und 7- jährigen Töchtern zurück nach München, der Geburtsstadt von Laura und Helene. Laura Lange studierte von 1884-1889 an der Kunstgewerbeschule München u.a. das Fach "Musterzeichnen". „Das aus der Stiftung für Schülerinnen der Kunstgewerbeschule in München für das Schuljahr 1886/87 zu vergebende Stipendium im Betrage von 180 Mk. wurde der Schülerin Laura Lange in München verliehen.", meldeten im Oktober 1886 mehrere Zeitungen. (darunter: Neueste Nachrichten und Münchener Anzeiger, 39. Jg. Nr. 292 v. 19.10.1886, S. 4). Für das Schuljahr 1887/88 erhielt Laura Lange von der Maximiliansstiftung für kunstgewerbliche Ausbildung ein Stipendium in Höhe von 360 Mark. (vgl. Bayerischer Kurier 31. Jg. Nr. 281 v. 13.10.1887, S. 3) 1891 wurden beide Schwestern Teilhaberinnen der Fa. „S. Strobel‘s Nachfolger Geschw. Lange, chromolithographische Kunstanstalt, Äußere Nymphenburger Str. 34“, die allerdings nach nur wenigen Monaten abgemeldet wurde. 1894 gründeten Laura Lange und Martha von Kranz (Vereinsmitglied ID 76) die Firma M. von Kranz & L. Lange und eröffneten das Atelier für Kunst und Kunstgewerbe. 1902/03 besuchten beide das von Wilhelm v. Debschitz und Hermann Obrist (ab 1896 Vereinsmitglied) neugegründete Lehr- und Versuchs-Atelier für angewandte und freie Kunst. 1906 erweiterteten die beiden Künstlerinnen ihr Portfolio um „spez. künstlerische Bucheinbände" und nachdem Martha von Kranz 1914 die Meisterprüfung im Buchbindergewerbe absolviert hatte, nannten sie ihre Werkstatt Kunstgewerbliches Atelier für Buchbinderarbeiten und bildeten dort auch Lehrlinge aus. Die beiden Künstlerinnen beschickten seit 1904 Ausstellungen und fanden große Anerkennung. Ein Beispiel ihrer Kunst und ihres Bekenntnisses zur Frauenbewegung zeigt ein dreiteiliger Photographie-Rahmen, bestückt mit Portraitfotografien von Anita Augspurg (siehe Gmelin, Kunst und Handwerk, S. 52), den sie in einer Werkstattausstellung zeigten. |
Letzte Änderung | |
geändert: 30.11.2023 |
Wir bitten um folgende Zitierweise: Eintrag: „Laura Lange“/ID 78, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de |