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Anna Maria Drach

Persönliche Daten

Name: Drach
Vorname: Anna Maria
Rufname Marie
Geburtsname: Quinz
Religion bei Geburt: evangelisch / protestantisch
Geburtstag: 14.05.1858
in den Polizeilichen Meldeunterlagen war ursprünglich 1861 als Geburtsjahr angegeben. Die Korrektur erfolgte 1899.
Geburtsort: Wien
Todestag: 08.05.1906 Todestag nach einem Eintrag in den Polizeilichen Meldeunterlagen unter Berufung auf eine Zeitungsmeldung.
Sterbeort: unbekannt
Die Allgemeine Zeitung meldete am 10.05.1906 unter der Überschrift "Verstorbene in München" den Tod von Marie Drach. Ein Sterbeeintag in einem der Münchner Standesämter existiert aber nicht. Zuletzt war die ehemalige Schauspielerin in Berlin-Schöneberg gemeldet. Im Adressbuch für Berlin lautet der letzte Eintrag im Jahr 1906: "Drach, M., Schriftstellerin, Schöneberger Str. 82 a an der Kolonnenstr. Parz. 4"
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Schauspielerin, Modeatelierbesitzerin, Schriftstellerin

1879 als „muntere naive Liebhaberin" am Deutschen Theater an der Wollgasse in Pest engagiert

1880 Engagement als naive Liebhaberin am Residenz-Theater in Berlin

bis 1883 Ensemblemitglied am Herzoglich Meiningen'schen Hoftheater

1884-1887 K. Hoftheater in München

1897 Rückkehr auf die Bühne, Mitglied des Ensembles am Deutschen Theater

1899 - 1904 Inhaberin eines Pariser Mode-Salons in der Maffeistr. 5

1906 Schriftstellerin

I

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Österreich-Ungarn

Anzeige aus den Münchner Neuesten Nachrichten 53. Jg. Nr. 19 Generalanzeiger v. 12.01.1900, S. 2,
online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00134120_00217_u001?page=2%2C3

Familie

Vater Matthias Quinz Direktor einer privaten Dampfmühlen-Aktiengesellschaft
Mutter Anna Irene Quinz, geb. Stein

Familienstand

verheiratet mit 1882 Emil Drach K. Hofschauspieler, Regisseur, Dramaturg, Theaterschriftsteller, Theaterdirektor 08-09-1855 Heidelberg - 1902 Achern
Emil Drach (https://d-nb.info/gnd/116193603) verstarb 1902 in der badischen Heilanstalt Illenau bei Achern, in die er drei Jahre zuvor eingeliefert worden war.
verwitwet seit 1902

Kinder

Erich Drach Schauspieler, promovierter Philologe, Sprecherzieher 1885 München - 1935 Berlin
(https://d-nb.info/gnd/119094010)
Fritz Drach Schauspieler, Journalist 1888 Frankfurt - 1943 Nimes
Fritz Drach beging am 16. Juli 1943 in einer Arrestzelle der Gestapo in Nimes Selbstmord. Sein Grabstein befindet sich auf dem Cimetière du Pont au Justice in Nimes mit der Inschrift: Fritz Drach 1888 - 1943 Mort pour la liberté

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1896 bis 1901    
1896 bis 1897 Frau Drach Wilhelmstr. 9a / III (Schwabing)  
1897 bis 1898 Frau Drach Wilhelmstr. 6 a / Schwabing  
1900 bis 1902 Frau Drach Maffeistr. 16 / I.  
In den Jahren 1898 und 1899 fehlt ihr Name in den Mitgliedslisten. Die Mitgliedsliste von 1902 ist nicht vorhanden. In der Liste von 1903 ist Marie Drach nicht mehr genannt.

Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

„Director Keppler hat für das Berliner Residenz-Theater eine reizende Naive, Fr. Marie Quinz von Pest, engagiert, der von dort der Ruf eines frischen und ursprünglichen Talents vorausgeht." (Kühne, F. Gustav (Hrsg.): Europa. Chronik der gebildeten Welt, Nr. 29, Leipzig 1880, Sp. 1164)

„Der Schauspieler Herr Drach, das ehemalige Mitglied des Kgl. Schauspielhauses in Berlin, verläßt die ‚Meininger' bereits wieder, um ein Engagement an das Hamburger Stadttehater anzutreten. - An derselben Bühne ist auch die Gemahlin des genannten Künstlers Frau Quinz-Drach, früher am Berliner Residenz-Theater thätig, für die nächsten drei Jahre engagiert worden. Ihre erste Rolle in Hamburg wird die Naive in einer Novität, dem Günther'schen ‚Stiftsarzt‛ sein."
(Kühne, F. Gustav (Hrsg.): Europa. Chronik der bebildeten Welt, Nr. 26, Leipzig 1883, Sp. 1037 f.)

Besondere Aufmerksamkeit erregte das Debut der Frau Marie Drach, die für uns keine neue Erscheinung, da sie ja bei den Meininger Gastvorstellungen in kleineren Rollen thätig auf der Bühne erschien. Sie gab die Hedwig, einen naiven, beinahe naseweisen Backfisch, der durch die zudringliche Beharrlichkeit des Baron Rottek sich plötzlich des Gefühls der Liebe bewußt wird, in recht sicherer, charakteristischer Weise. Ihr Spiel ist frei und routiniert, leider mangelt ihr ein klingendes, modulationsfähiges Organ, ein Mangel, der leider immer häufiger anzutreffen ist und den die Schule von Anbeginn nicht verkennen sollte, selbst auf die Gefahr hin, daß ein schlummerndes Talent unausgenützt bliebe. Frau Drach fand viel Beifall und bezeigten sich die Zuschauer von der ganzen Vorstellung überhaupt recht befriedigt."
(Theater, in: Bayerischer Kurier, 28. Jg. , Nr. 8 v. 08.01.1884, S. 6)

„Gleichwohl behauptet Frou-Frou noch ihren Platz auf der Bühne und hat sich mit Frau Marie Drach in der Titelrolle nun auch im Deutschen Theater erstmals sehen lassen. Mehr als ein Jahrzehnt ist Frau Drach, die sich nach ihrem Wirken in Berlin den Münchenern in ,Cyprienne' und ,Durch die Intendanz' in kgl. Residenztheater vorgestellt, der Bühne völlig fern geblieben. Die Kunst ist aber eine strenge Herrin, die sich nicht ungeahndet beiseite schieben läßt. Frau Drach scheint den Brettern etwas fremd geworden zu sein und hat den Contact mit dem Publicum einigermaßen verloren. Sie spielte die Rolle, die in dem unvermittelten Überspringen des bis zur Frivolität gedankenlos kindischen  Charakters zur wilden Leidenschaft einer eines in seinen heiligsten Rechten beeinträchtigten Weibes große Schwierigkeiten bietet, verständig und discret. Sie verfehlte nirgends den richtigen Ton, aber sie vermochte ihn kaum irgenwo voll und innerlich genug anzuschlagen. Die französische Nora kam weder anfänglich in der übermüthig sprudelnden Laune noch später in der leidenschaftlich eifersüchtigen Wuth glaubhaft genug heraus. Die empfindsamen Stellen gelangen am besten, der elementare Zug aber, der die große Eifersuchtsscene mit der Schwester beseelen muß, versagte. Trotz günstiger, durch vornehme Eleganz der Toilette gehobener Erscheinung und augenscheinlich guter Schule mußte Frau Drach, der überdies noch die Erinnerung  an die temperamentvolle, aber allerdings minder damenhafte Frou-Frou der Mme Josset im Wege stand, nicht zu erwärmen und fortzureißen."
(Deutsche Theater, in: Allgemeine Zeitung, 100. Jg. Nr. 231 Abend-Blatt v. 21.08.1897, S. 1)

„Deutsches Theater. Frau Direktor Marie Drach spielte am 20. August in dem Sittengemälde  ‚Frou-Frou‛ die Titelrolle und nahm damit ihre schauspielerische Tätigkeit wieder auf. Frau Direktor Drach trat als Fräulein Quinz sowohl am Berliner Residenztheater als auch am Frankfurter Stadttheater, besonders in den jüngeren französischen Rollen, stets mit Erfolg auf, was sie auf´s Neue in der Frou-Frou-Darstellung in glänzendster Weise bewies. Ihr Spiel war tadellos und gab Zeugnis von richtiger Auffassung und Darstellung der Titelrolle."
(Deutsches Theater, in: Eisenbahn-Zeitung. Führer durch Südbayern, die bayerischen und nordtiroler Alpen, 2. Jg. Nr. 54 v. 22. - 28.08.1897, S. 6)

„Frau Marie Drach, die Gattin des in München wohlbekannten Hofschauspielers Emil Drach, des nachmaligen Leiters des Münchner Schauspielhauses, der nun leider in geistiger Umnachtung lebt, hat, um ihrem unglücklichen Gatten und ihren Kindern einen Unterhalt zu schaffen, eingehende Studien in Paris gemacht, dort in einem ersten Mode-Atelier praktisch gearbeitet und hier Maffeistraße 6, einen Modesalon feinsten Pariser Genres eröffnet. Das ehrenwerthe Bestreben der Dame verdient gewiß die Unterstützung unserer Gesellschaftskreise"
(Frau Marie Drach, in: Münchner Neueste Nachrichten, 52. Jg., Nr. 469. General-Anzeiger v. 11.10.1899, S. 1)

Frau Maria Drach, die Gattin des ehemaligen Hofschauspielers Emil Drach, hat, um ihren in einer badischen Irrenanstalt befindlichen Gatten, ihre Kinder und sich selbst zu versorgen, hier, Maffeistr. 6/1, einen M o d e s a l o n eröffnet. Sie hat in Paris in der Maison Pouyanne ihre Studien gemacht und selbst praktisch dort gearbeitet. Ihr zur Seite steht als Directrice eine erste Pariser Kraft. Der vielgeprüfte Frau ist wohl ein guter Erfolg zu wünschen."
(Allgemeine Zeitung 102. Jg., Nr. 296 Abendblatt v. 25.10.1899, S. 6)
 


Eigene Publikationen

Drach, Marie: Der Theaterkuss als Gesprächsstoff in der Gesellschaft, in: Bühne und Welt. Zeitschrift für Theaterwesen, Literatur und Musik, 8. Jg. 1. Halbj. (Oktober 1905 - März 1906), Berlin 1906, S. 23 f., online: https://resolver.sub.uni-hamburg.de/kitodo/PPN774616555_0008


Theaterkritiken über Marie Drach

Marie Drach, geb. Quinz in der Theaterkritik


Quellen und Literatur

Stadtarchiv München: PMB Drach, Emil; Legitimationsbogen, angelegt am 22.12.1883;
Haupt-Liste für den Reichs-Länder, angelegt am 11.01.1884;

Almanach der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger (= Gettkes Bühnen-Almanach), 8. Jg., Cassel Leipzig 1880, S. 158 f., online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11640012?page=492%2C493, zuletzt abgerufen am 27.10.2024

Kühne, F. Gustav (Hrsg.): Europa. Chronik der gebildeten Welt, Nr. 29, Leipzig 1880, Sp. 1164, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11520036?page=62%2C63, zuletzt abgerufen am 27.10.2024

Kühne, F. Gustav (Hrsg.): Europa. Chronik der gebildeten Welt, Nr. 26, Leipzig 1883, Sp. 1037 f., online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11520041?page=526%2C527, zuletzt abgerufen am 27.10.2024

Theater, in: Bayerischer Kurier, 28. Jg. , Nr. 8 v. 08.01.1884, S. 6, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11482860?page=50%2C51, zuletzt abgerufen am 27.10.2024

Kgl. Residenztheater, in: Zweite Beilage zur Allgemeinen Zeitung (1884) Nr. 10 v. 10.01.1884, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11483671?page=180%2C181, zuletzt abgerufen am 27.10.2024

Vereinsnachrichten. Kaufmännischer Verein München (A:V:) Vorträge für 1894, in: Münchner Neueste Nachrichten 47. Jg., Nr. 470 General-Anzeiger v. 11.10.1894, S. 1, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00129968_00131_u001?page=%2C1, zuletzt abgerufen am 27.10.2024

Deutsches Theater, in: Allgemeine Zeitung 100. Jg. Nr. 231 Abendblatt v. 21.08.1897, S. 1, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00085605_00261_u001?page=8%2C9, zuletzt abgerufen am 27.10.2024

Deutsches Theater, in: Eisenbahn-Zeitung. Führer durch Südbayern, die bayerischen und nordtiroler Alpen, 2. Jg. Nr. 54 v. 22. - 28.08.1897, S. 6, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11789126?page=152%2C153, zuletzt abgerufen am 27.10.2024

Ruederer, Josef: Höllischer Spuk: Ein Münchner Erlebnis, Berlin 1897, S. 26 - 28

Landgericht I, Verletzung des Urheberrechts, in: Allgemeine Zeitung, 102. Jg., Nr. 81 Abendzeitung v. 22.03.1899, S. 6, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00085624?page=362%2C363, zuletzt abgerufen am 27.10.2024

Emil Drach irrsinnig, in: Allgemeine Zeitung, 102. Jg., Nr. 170, Abendblatt v. 21.06.1899, S. 1 f., online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00085627?page=306%2C307, zuletzt abgerufen am 27.10.2024

Emil Drach, in: Allgemeine Zeitung, 102. Jg., Nr. 175 v. 21.06.1899, S. 1, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00085627?page=372%2C373, zuletzt abgerufen am 27.10.2024

Über Emil Drach, in: Allgemeine Zeitung, 102. Jg., Nr. 242 v. 01.09.1899, S. 2, online:https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00085628?page=830%2C831, zuletzt abgerufen am 27.10.2024

Frau Marie Drach, in: Münchner Neueste Nachrichten, 52. Jg., Nr. 469, General-Anzeiger v. 11.10.1899, S. 1, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00130959?page=228%2C229, zuletzt abgerufen am 27.10.2024

Frau Maria Drach, in: Allgemeine Zeitung 102. Jg., Nr. 296 Abendblatt v. 25.10.1899, S. 6, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00085629_00333_u001?page=14%2C15, zuletzt abgerufen am 27.10.2024

Emil Drach, in: Münchner Neueste Nachrichten 53. Jg. Nr. 42, Vorabend-Blatt vom 26.01.1900, S. 3, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00134120?page=464%2C465, zuletzt abgerufen am 27.10.2024

Emil Drach, in: Allgemeine Zeitung, 105. Jg., Nr. 37 Abendblatt v. 07.02.1902, S. 1 f., online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00085658?page=628%2C629 und https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00085658?page=630%2C631, zuletzt abgerufen am 27.10.2024

Emil Drach †, in: Münchener Neueste Nachrichten, 55. Jg. Nr. 62 Vorabendblatt vom 07.02.1902, S. 1, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00134143?page=680%2C681, zuletzt abgerufen am 27.10.2024

Berliner Adressbuch 1906, 1. Bd., S. 385, online: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:kobv:109-1-1435649, zuletzt abgerufen am 27.10.2024

Verstorbene in München, in: Allgemeine Zeitung, 109. Jg., Nr. 216, Morgenblatt v. 10.05.1906, S. 8, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00085799_00189_u001?page=20%2C

Lachmann-Mosse, Hans: Während der Kämpfe um das „Berliner Tageblatt", in: Berliner Tageblatt, 48. Jg., Nr. 11 v. 14.01.1919, S. 4

Winkler, Christian, "Drach, Erich" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 94 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119094010.html#ndbcontent, zuletzt abgerufen am 27.10.2024

Kerbs, Diethart: Revolutionär, Hochstabler, Gegenspion. Das widersprüchliche Leben des Fritz Drach; ein Beitrag zur deutsch-französischen Freundschaft, in: taz. Die Tageszeitung v. 28.10.1988, S. 14 f.

Rittenbach, Josephine: Sprechkunst von Drach bis Ritter und die Chance des gestischen Sprechens für ein wirkungsvolles Programm, Jena 2006, https://d-nb.info/1185949283, zuletzt abgerufen am 27.10.2024

Fromme, Reinhard: Hans Drach und seine Geschwister, online: https://www.wewelsburg.de/de/gedenkstaette-1933-1945/75-Jahre-Befreiung-des-Konzentrationslagers-in-Wewelsburg/Themen-75-Jahre-Befreiung/5-Hans-Drach-und-seine-Geschwister.php, zuletzt abgerufen am 27.10.2024


Anmerkungen

Marie Drach wurde 1858 als Tochter des Direktors einer privaten Dampfmühlen-Aktiengesellschaft Matthias Drach und seiner Frau Anna Irene Stein in Wien geboren. In den uns bisher zugänglichen Quellen begegnet sie uns erstmals im Jahr 1879 als Schauspielerin. Sie war für das Bühnenfach „muntere naive Liebhaberin“ am Deutschen Theater in Pest engagiert.
Bereits ein Jahr später wurde sie für das gleiche Fach an das Residenztheaterin Berlin gerufen. Hier lernte sie den jungen Schauspieler Emil Drach aus Heidelberg kennen und heiratete ihn im Jahr 1882. Damit begann ein ungewöhnlich rastloses Künstlerleben, welches für sie als Schauspielerin leider in eine Sackgasse führte. Zunächst folgte sie ihrem Mann an das Herzogliche Hoftheater Meiningen und nahm in kleineren Rollen an vielen Gastspielreisen teil. Auf besonderen Wunsch Ludwig II., der Emil Drach in Privatvorstellungen gesehen hatte, verpflichteten sich das Ehepaar für drei Jahre an das Kgl. Hoftheater in München. Hier übernahm Marie Drach erste Hauptrollen, deren Interpretation von der Kritik nicht in allen Punkten positiv bewertet wurde. Nach der Geburt des älteren Sohnes Erich in München unterbrach sie ihre Theaterlaufbahn für mehr als zehn Jahre. Friedrich (Fritz) Drach wurde 1888 in Frankfurt geboren. Dort war der Vater seit 1886 am Stadttheater tätig. Bevor das Ehepaar 1893 nach München zurückkehrte, spielte Emil Drach noch am Berliner Theater und am Kgl. Hoftheater in Dresden. Auch nach beider Rückkehr nach München im Jahr 1893 blieb Marie Drach zunächst der Bühne fern, während Emil Drach nun auch in München zum vielgefeierten Publikumsliebling emporstieg und nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Rezitator, große Erfolge feierte.
Nach einem kurzen Intermezzo am Theater des Westens in Berlin, übernahm Emil Drach zum Jahreswechsel 1896/97 die Leitung des opulent ausgestatteten Deutschen Theaters in der Schwanthaler Passage, welches seit seiner Eröffnung Anfang 1896 bereits zwei Theaterdirektoren verschlissen hatte. Hier kehrte nun auch Marie Drach auf die Bühne zurück. Möglicherweise war sie sogar in die Leitung des Theaters eingebunden.
Es kam, wie es einige Beobachter - zum Beispiel der Schriftsteller Josef Ruederer -  von Anfang an vorhergesehen hatten: Auch Emil Drach musste wie seine Vorgänger nach wenigen Monaten wieder gehen, weil er die finanziellen Erwartungen der Investoren nicht erfüllte. Gemeinsam mit seinem Ensemble, für das er sich weiter verantwortlich fühlte, gründete er das Münchner Schauspielhaus, aus dem später die Münchner Kammerspiele hervorgehen sollten. Geplant als Heimstätte für das zeitgenössische moderne Theater musste er es nach 16 Monaten an einen Nachfolger übergeben, da nicht nur seine finanziellen Reserven endgültig aufgebraucht waren. Eintragungen im Polizeilichen Meldebogen legen nahe, dass das Ehepaar schon zu diesem Zeitpunkt getrennte Wege ging. 1899 erfolgte in Wien der endgültige geistige Zusammenbruch des Schauspielers. Er wurde in eine psychiatrische Anstalt überführt, die er bis zu seinem Tod nicht mehr verlassen sollte. Die Münchner Presse berichtete in aller Ausführlichkeit. Marie Drach war nun allein für den materiellen Unterhalt der Familie zuständig. Realistisch genug, nicht in ihren alten Beruf zurückkehren zu wollen, gründete sie in bester Münchner Lage einen Pariser Modesalon. Warum sie diesen 1904 wieder aufgab und München in Richtung Dresden und Berlin verließ, ist nicht bekannt. Im Berliner Adressbuch von 1906 erscheint sie erstmals mit der Berufsbezeichnung „Schriftstellerin".

Am 10. Mai 1906 meldete die Allgemeine Zeitung in München unter der Überschrift „Gestorben in München“ ihren Tod, ohne auch nur das Datum und den Ort ihrer Beerdigung zu erwähnen. Eine Todesanzeige oder gar ein Nachruf findet sich weder hier noch in einer anderen Zeitung.

Lebensweg der Söhne und Enkel

Erich Drach studierte Philologie in München und schloss sein Studium mit einer Dissertation über "Tieks Bühnenreformen" im Jahr 1908 ab. Danach absolvierte er bei Max Reinhardt eine Ausbildung als Schauspieler und übte diesen Beruf bis 1914 an Bühnen in Heidelberg, Oldenburg und Lübeck aus. Wegen einer Herzerkrankung vom Kriegsdienst befreit, ging er 1915 in den Schuldienst und war seit 1917 Lektor für Stimmkunde und Vortragskunst an der Berliner Universität. Er gilt als Begründer der Sprecherziehung in Deutschland. 1920 gründete er die „Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlich gebildeten Fachvertreter der Stimmkunde, Vortragslehre und Sprachkunst" und 1930 den „Deutschen Ausschuss für Sprechkunde und Sprecherziehung" Er trat kurz nach der sogenannten Machtergreifung im Mai 1933 in die NSDAP ein, ging also anders als sein jüngerer Bruder Fritz den Weg der Anpassung. Bereits einen Monat später wurde er Leiter der Arbeitsstelle für Deutsche Sprachpflege in der Abteilung Kultur des SS-Rasse- und Siedlungshauptamts. Zwei Jahre später verstarb er an den Folgen einer Krebserkrankung im Alter von 49 Jahren.

Der Buchhändler, Journalist und Mitarbeiter des französischen Nachrichtendienstes Fritz Drach führte im Gegensatz zu seinem „gelehrten“ Bruder ein höchst abenteuerliches Leben, welches 1943 in einer Arrestzelle der Gestapo in Nimes endete. Im Januar 1919 hatte er sich am Spartakusaufstand in Berlin beteiligt und war als „Oberbefehlshaber“ an der Besetzung der Verlagshäuser Ullstein und Mosse beteiligt gewesen. Seit 1927 lebte er in Frankreich und arbeitete später als Redakteur bei der sehr angesehenen liberalen Zeitschrift „VU“. Nach 1933 hatte Fréderik Drach viele Kontakte zu deutschen Emigranten, zunächst in Paris, später in Südfrankreich. Sein Name taucht in zahlreichen Memoiren und anderen Erinnerungswerken auf. Kontakte zum „Deuxieme Bureau“, dem Französischen Nachrichtendienst, wurden ihm schließlich zum Verhängnis. Er wurde von einem Vorgesetzten an die Gestapo verraten und erhängte sich am 16. Juli 1943 in seiner Zelle, um nicht unter Folter seine Verbindungen preiszugeben.
Auch seine drei Kinder aus der Ehe mit Anna Bertha Drach, geb. Goldmann, waren im Widerstand tätig. Rosa Drach wurde 1933 nach einer Flugblattaktion wegen angeblicher „Verschwörung zum Verrat“ in Berlin inhaftiert und emigrierte später nach England. Hans Drach floh in die Sowjetunion, wurde aber im Anschluss an den Hitler-Stalin-Pakt 1939 nach Deutschland ausgeliefert, wo er 1941 im KZ Niederhagen in Westfalen angeblich Selbstmord beging. Der 1916 in München geborene Thomas Gideon Drach emigrierte 1933 zunächst nach Litauen und lebte seit 1936 in den Niederlanden. Nach der Besetzung der Niederlande schloss er sich der Widerstandgruppe um Joop Westerweel an, die vor allem Verstecke und Fluchtmöglichkeiten für jüdische Kinder und Jugendliche organisierte. Er überlebte das Durchgangslager Westerbork und wanderte 1947 nach Israel aus.


Letzte Änderung

geändert: 12.11.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Marie Drach“/ID 152, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de
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