Geschichtsatelier Elvira Geschichts-Atelier Elvira
Pionierinnen* der Frauenbewegung in München
Verein für Fraueninteressen e.V.

Anna Maria Margaretha Jordan

Persönliche Daten

Name: Jordan
Im Mitgliedsverzeichnis von 1896 erscheint sie noch unter ihrem ersten Ehenamen Frau A. Neuhauser.
Vorname: Anna Maria Margaretha
Geburtsname: Biel
Anna Maria Jordan publizierte unter ihrem Geburtsnamen Anna Maria Biel
Religion bei Geburt: evangelisch / protestantisch
Geburtstag: 16.06.1865
Geburtsort: Bergen auf Rügen
Todestag: 11.11.1907
Sterbeort: München
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Schriftstellerin

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Königreich Preußen

Anna Maria Jordan und Tochter Hertha
Foto aus dem Buch: "Was meine Hausgeisterchen mir erzählten"
Veröffentlichung von Anna Maria Biel
Widmung im Buch von Anna Maria Biel

Familie

Vater Carl Heinrich Biel Rechtsanwalt, Notar 1823 Stralsund - 1883 Bergen
Mutter Christiane Maria Biel, geb. Rechlin 1828 Bergen - 1904 München
Schwester Catharina Elisabeth Biel 1859 Bergen
 ebenfalls Vereinsmitglied
Bruder Carl Ernst Biel 1860 - 1920

Familienstand

verheiratet in erster Ehe ? Neuhauser
Vorname, Beruf und Lebensdaten des 1. Ehemanns und das Datum der Eheschließung sind uns leider nicht bekannt.
verheiratet in zweiter Ehe 1896 Adolf Richard Jordan Buchhändler, Antiquar 1862 Stuttgart
geschieden seit 1899

Kinder

Hertha Elisabeth Julie Jordan 1897 München - 1907 München

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1896 bis 1907 Anna Maria Jordan, geborene Biel, in 1. Ehe verheiratete Neuhauser von Januar 1899 bis Anfang 1901 hielt sich Anna Jordan nicht in München auf und war in dieser Zeit auch kein Mitglied.
1896 Frau A. Neuhauser Königinstr. 45 gemeinsam mit Mutter und Schwester
1897 bis 1898 Frau Anna Jordan Blüthenstr. 19 Lebte dort mit ihrem 2. Ehemann, von dem sie 1899 geschieden wird.
1901 bis 1902 Anna Jordan-Biel Kaulbachstr. 63 Wiedereintritt
1903 bis 1907 Frau Biel Kaulbachstr. 63a / I  

Eigene Publikationen

Biel, Anna Maria: Das zuckrige Herrgottl, in: Münchner Neueste Nachrichten 54. Jg., Nr. 379, Generalanzeiger vom 17.08.1901, S. 6, online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb00130077?page=616
Biel, Anna Maria: Maternitas, in: Jugend. Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben, 8. Jg. (1903), Nr. 10, S. 153 f.
Biel, Anna Maria: Lilly`s Puten, in: Jugend. Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben, 8. Jg. (1903), Nr. 41, S. 740
Biel, Anna Maria: Roman einer Mutter, München 1904
Biel, Anna Maria: Was meine Hausgeisterchen erzählten – Märchen, Bremen 1905
Weihnachtsbücherschau Kinderbücher, in: Münchner Neueste Nachrichten, 58. Jg., Nr. 582, Vorabend-Blatt vom 14.12.1905, S. 11, online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb00130399?page=234,235
Besprechung: „Was meine Hausgeisterchen mir erzählen. Märchen von Anna Maria Biel", in: Beilage zur Allgemeinen Zeitung, Jg. 1906, Nr. 15 v. 19.01.1906, S. 119, online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb00085825?page=130,131,
Biel, Anna Maria: Ein bißchen Leben, in: Allgemeine Zeitung, Jg. 109, Nr. 477 vom 14.10.1906, S. 14 f., online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb00085801?page=846,847
Biel, Anna Maria: Alte plattdeutsche Kinderlieder gesammelt, und neue hinzugedichtet, Kiel 1907
Biel, Anna Maria: Mittsommernacht. Gedichte. Ein Spiel und neue Lieder. München-Schwabing 1907


Quellen und Literatur

Biel, Anna Maria, Indexeintrag: Deutsche Biographie, www.deutsche-biographie.de/pnd116164484.html [22.08.2024]

Stadtarchiv München: PMB Anna Maria Jordan
Stadtarchiv München: PMB Richard Jordan
Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, DA: Br: BKB I: Bl. 10–13 Dehmel, Richard an Biel, Anna Maria v. 8.11.1902 https://resolver.sub.uni-hamburg.de/kitodo/HANSb16020
Münchner Stadtbibliothek/Monacensia Sign.: MGC B 60: Biel, Anna Maria an Conrad, Michael Georg v. 30.01.1903
International Institute of Social History Amsterdam, Georg von Vollmar papers, Inv. Nr. 237: Anna Maria Biel an Georg von Vollmar, München o. Datum (1903) https://hdl.handle.net/10622/ARCH01586.237
Stadtarchiv München: Sterbeurkunde Christiane Maria Biel, Standesamt München I, Registernummer 2120 vom 17.11.1904
Stadtarchiv München: Sterbeurkunde Hertha Jordan, Registernummer 1428 vom 19.08.1907
Stadtarchiv München: Sterbeurkunde Anna Maria Jordan, Registernummer 1917 vom 12.11.1907
Familiennachrichten, Verstorbene in München, in: Allgemeine Zeitung, 110. Jg. Nr. 529 Morgenblatt, S. 7, online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb00085844?page=234,235,
Archiv VfFI: Schriftliche Auskunft Dr. Regina Nehmzow zur Schenkung eines (Teil-) Nachlasses der Schriftstellerin Anna Maria Jordan an das Museum Stralsund
Klenz, Heinrich (Hg):  Kürschners Deutscher Literatur-Kalender auf das Jahr 1908, Leipzig 1908, S. 56


Anmerkungen

Anna Maria Jordan hatte eine gescheiterte Ehe hinter sich als sie im Mai 1892 von Stuttgart nach München zog. Spätestens 1896 trat sie dem Verein bei und heiratete im gleichen Jahr den Buchhändler Richard Jordan. 1897 wurde die gemeinsame Tochter geboren. 1899 ließ sich das Ehepaar Jordan scheiden. Von 1899 bis 1901 lebte sie gemeinsam mit Tochter, Mutter und Schwester Elisabeth in Weimar, danach kehrte die Familie nach München zurück. 1901 taucht sie nun auch als "Frau Jordan-Biel" wieder in den Mitgliederlisten des Vereins auf. Auch ihre Schwester Elisabeth Biel trat spätestens 1903 wieder ein. Wenige Monate nach dem Tod ihrer zehnjährigen Tochter Hertha ist die Schriftstellerin mit 42 Jahren gestorben.
Zum Gründungszeitpunkt des Vereins 1894 lebte Anna Jordan bereits in München. Es ist somit grundsätzlich möglich, dass sie ein Vereinsmitglied der ersten Stunde war. Weitere Anhaltspunkte haben wir dafür allerdings nicht.
Ihre schriftstellerischen Werke sind vor allem Märchen und Kinderlieder. Ihr einziger 1904 entstandener Roman (Roman einer Mutter), der stark autobiographische Züge trägt, erzählt vom vergeblichen Kampf  einer Frau nach der Scheidung um das Sorgerecht für ihr Kind und endet mit dem Tod von beiden.
Ein (Teil-) Nachlass der Schriftstellerin befindet sich im heutigen "Stralsund Museum", wie sie es in ihrem Testament verfügt hatte. In diesem überging sie ihre Geschwister und setzte den Rechtspraktikanten und späteren Münchner Rechtsanwalt Dr. Albert Halbe aus Miesbach als Alleinerben ein. Er hatte wenige Monate zuvor den Behörden den Tod der 10jährigen Tochter Hertha gemeldet. Wir wissen nicht, in welchem Verhältnis er zu der Schriftstellerin stand.

Anna Maria Biel als Einzelkämpferin

Im Unterschied zu den bildenden Künstlerinnen, die sich schon seit den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts zu Netzwerken (z. B. Künstlerinnenverein München und Berlin) zusammengeschlossen hatten, waren zumindest die bayerischen Schriftstellerinnen noch lange Einzelkämpferinnen, von denen jede für sich Strategien entwickeln musste, um gedruckt und gelesen zu werden. Viele wählten z. B. männliche Pseudonyme, um ihre Chancen zu erhöhen. In den Nachlässen von Georg Michael Conrad, Georg von Vollmar und Richard Dehmel verstreut, finden sich ein oder mehrere Briefe, in denen Anna Maria Biel an persönliche Begegnungen anknüpfend um ein persönliches Gespräch bzw. Treffen bittet, um dann mehr oder weniger direkt der Hoffnung Ausdruck zu geben, dass die adressierten Männer ihren Einfluss geltend machen und ihr neue Publikationsmöglichkeiten eröffnen. Es wäre sicherlich interessant, diese Strategie mit der ihrer männlichen Kollegen oder der ihrer weit erfolgreicheren Vereinskolleginnen Gabriele Reuter, Helene Böhlau und Ricarda Huch u. a. zu vergleichen. Als Anna Maria Jordan alias Biel 1907 starb, dauerte es noch weitere sechs Jahre bis die beiden Schriftstellerinnen und Vereinsmitglieder Emma Merk und Carry Brachvogel den Verein der Münchner Schriftstellerinnen gründen, als „Zusammenschluß der in München lebenden Schriftstellerinnen und Journalistinnen zur Besprechung beruflicher Fragen und zur Vertretung künstlerischer und wissenschaftlicher Interessen“, wie es in der Vereinssatzung heißt. Der sehr kurze Weg Anna Maria Biels als Schriftstellerin zeigt konkret, wie wichtig und überfällig ein solcher Schritt für die damaligen Schriftstellerinnen gewesen ist.

Familie Biel

Anna Maria Jordan war die Nichte der Malerin Antonie Biel (31.01.1830 - 02.04.1880), die ihre künstlerische Laufbahn nur gegen große Widerstände ihrer väterlichen Familie und die gesellschaftlichen Vorstellungen ihrer Zeit durchsetzen konnte. Antonie Biel war die Schwester von Carl Heinrich Biel, dem Vater von Anna Maria Jordan.

Verwechslungsgefahr

Die Autorin des in Königsberg erschienenen Pamphlets, "Zur Bewegung der Frauen. (Die modernen Ekklesiazusen)", Königsberg 1898, war nicht unser Vereinsmitglied Anna Maria Jordan, sondern ihre Namensvetterin Anna Jordan, geborene Droysen. Die Tochter des Historikers Johann Gustav Droysen lebte in Königsberg, dem Erscheinungsort des Buches.


Letzte Änderung

geändert: 22.08.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Anna Maria Jordan“/ID 102, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de