Geschichtsatelier Elvira Geschichts-Atelier Elvira
Pionierinnen* der Frauenbewegung in München
Verein für Fraueninteressen e.V.

Catharina Mathilde Pajeken

Persönliche Daten

Name: Pajeken
Ausgesprochen: "P a i k e n"
Vorname: Catharina Mathilde
Religion bei Geburt: reformiert
Geburtstag: 20.01.1842
Geburtsort: Bremen
Todestag: 20.03.1913
Sterbeort: Bad Oeynhausen
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Erzieherin und Kunstmalerin

Nach Beendigung der Mädchenschule und privatem Näh- und Kochunterreicht erhielt sie zusätzlichen Französich- und Klavierunterricht als Vorbereitung auf eine spätere Tätigkeit als Erzieherin bzw „Familienstütze" in privaten Haushalten.

1860 erste Stellung als Erzieherin in Riga
1861 fünfjährige Tätigkeit als Erzieherin bei einer adeligen Familie in Kurland
1867 Rückkehr an Bremen
ab 1869 Erzieherinnentätigkeit in Buenos Aires

spätestens seit 1882 hauptberufliche Kunstmalerin in München

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Freye Hansestadt Bremen

Familienarchiv Pajeken/Noltenius mit freundlicher Genehmigung von Franz Keller
Portrait von Mathilde Pajeken, Entstehungszeit ca. 1890, Photograf unbekannt

Familie

Vater Eduard Pajeken Seemann, Kaufmann, Lehrer an einer Nautik-Schule in Bremen 1806 Bremen - 1874 Bremen
Mutter Metta Amalie Wilhelmine Pajeken, geb. Holler 1816 Bremen - 1853 Bremen
Schwester Anna Maria Helene Pajeken, verh. Noltenius 1842 Bremen - 1918
 Wie aus Mathilde Pajekens 1909 verfassten und als Fragment überlieferten Lebenserinnerungen hervorgeht war Helene Noltenius ihre Zwillingsschwester.
Schwester Marie Sophie Justine Pajeken 1840 Bremen - 1850 Bremen
Schwester Dorothea Friederike Pajeken 1849 Bremen - 1868 Göttingen
Schwester Metta Amalia Wilhelmine Pajeken 1851 Bremen - 1867 Bremen
Bruder Friedrich Joachim Pajeken Kaufmann und Schriftsteller 1855 Bremen - 1920 Bremen
 Halbbruder aus der zweiten Ehe des Vaters mit Ida Philippine Pajeken
Schwester Sophie Emilie Pajeken 1857 Bremen - 1908 Bremen
 Halbschwester aus der zweiten Ehe des Vaters mit Ida Philippine Pajeken

Familienstand

ledig

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1894 bis 1905    
1894 bis 1896   Wir schließen aus der Mitgliedschaft in der Ortsgruppe München des Vereins "Frauenbildungs-Reform" im Jahr 1893 wie auch der Mitgliedschaft in der "Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau" im Jahr 1896, dass Catharina Mathilde Pajeken 1894 Gründungsmitglied war.
1896 bis 1898 Fräulein (von) Pajeken Luisenstr. 42 Im Mitgliederverzeichnis von 1896 heißt sie irrtümlicherweise von Pajeken.
1897 bis 1898 Frl. Pajeken Luisenstr. 42 / f  
1899 bis 1905 Frl. Pajeken Luisenstr. 50  

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

spätestens seit 1882 Außerordentliches Mitglied im Kunstverein München
1891/92 - 1912/13 Mitglied im Münchner Künstlerinnen-Verein
1893 Mitglied im Verein Frauenbildungs-Reform, Ortsgruppe München


Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

"Ein sehr beschränktes Interesse vermögen die beiden Landschaften: Pajeken 'Partie an der Weser' und (...) einzuflößen, insofern man beim Anblick der ersteren unserem Schiller auf's Wort glaubt, daß er in seinen Xenien von diesem Strome 'leider gar nichts zu sagen' hatte und dieser 'auch zu dem kleinsten Epigramme der Muse keinen Stoff gab', (...)."
(Münchener Kunstleben, in: Neueste Nachrichten und Münchener Anzeiger, 39. Jg., Nr. 125 vom 05.05.1885, S. 2)


Ausstellungen

Jährliche Teilnahme an der Jahresausstellung des Kunstvereins München
1890 und 1892 Teilnahme an den Jahresausstellungen des Kunstvereins Bremen
Teilnahme an den "Schweizerischen Kunst-Ausstellungen" in Konstanz, Basel und Lausanne


Quellen und Literatur

Familienarchiv Noltenius Keller: Pajeken, Mathilde Catherine: Erinnerungen an Kindheit und Jugend. Fragment, verfasst im Jahre 1909 und transkribiert von Helene Keller, geb. Pajeken

Familienarchiv Noltenius Keller: Pajeken, Mathilde Catherine: Italienische Reise 1888/89, Tagebuchaufzeichnungen, transkribiert von Helene Keller, geb. Pajeken

Schweizerische Kunst-Ausstellung Basel 1881, Catalog der ausgestellten Kunstwerke, S. 16.
Rechenschafts-Bericht der Vorstandschaft des Kunstvereins München für das Jahr 1882, München 1883, S. 59.

Münchener Kunstleben, in: Neueste Nachrichten und Münchener Anzeigen, 39. Jg., Nr. 125 vom 05.05.1885, S. 2

Bericht über den Bestand und das Wirken des unter dem Allerhöchsten Protektorate Seiner Königlichen Hoheit des Prinz-Regenten Luitpold von Bayern stehenden K u n s t v e r e i n M ü n c h e n (Anerkannter Verein) während des Jahres 1890, München 1891

Bericht über die vierte General-Versammlung des Vereins Frauenbildungs-Reform, abgehalten in Wiesbaden, 5. - 7. Juni 1893, B. Mitgliederliste, S. 14

Traueranzeige Mathilde Pajeken, in: Münchner Neueste Nachrichten, 66. Jg., Nr. 150 vom 23.03.1913, S. 10

Deseyve, Yvette: Der Künstlerinnen-Verein München e.V. und seine Damenakademie, München 2005, S. 124

Schmidt-Liebich, Jochen: Lexikon der Künstlerinnen 1700 - 1900: Deutschland, Österreich, Schweiz, München 2005, S. 346

Schriftliche Mitteilungen von Andreas Keller an den Verein für Fraueninteressen v. 01.08.2024 und 21.08.2024
 


Anmerkungen

Catharina Mathilde Pajeken stammte sowohl väterlicher- als auch mütterlicherseits aus alten Bremer Kaufmanns- und Seefahrerfamilien. Ihr Onkel Johann Hermann Holler war Mitbegründer des Bremer Bürgerparks. Ihre unbeschwerte Kindheit endete früh mit dem traumatisch erlebten Unfalltod ihrer älteren Schwester Marie im Jahr 1850 und dem frühen Tod der Mutter drei Jahre später. Kaum 18jährig trat sie eine Stellung als Erzieherin in Riga an. Ein Jahr später kam sie in eine adelige Familie nach Kurland und blieb dort  fünf Jahre. Nach ihrer Rückkehr nach Bremen, wo sie im Haushalt ihrer mittlerweile verheirateten Zwillingsschwester wohnte, entschied sie sich schließlich das Angebot für eine Erzieherinnenstelle in Buenos Aires anzunehmen. Leider sind ihre Erinnerungen an Kindheit und Jugend (siehe unter Quellen und Literatur) nur als Fragment erhalten, so dass wir nicht erfahren, wie lange ihr Aufenthalt in Südamerika dauerte und auf welchem (Ausbildungs-)weg sie schließlich ihren Weg in  die Malerei fand. Spätestens ab 1882 war sie in München als freie Kunstmalerin tätig und stellte alljährlich eines ihrer (Landschafts-) Gemälde im Kunstverein München aus. Darüber hinaus wurden ihre Bilder bis 1899 auch in ihrer Heimatstadt Bremen und über viele Jahre bei den "Schweizerischen Kunst-Ausstellungen" in Konstanz, Basel und Lausanne gezeigt. Eine Zeichnung von Mathilde Pajeken erzielte vor einigen Jahren bei einer Auktion bei Bolland & Marotz 180 Euro.
In ihrer Münchner Zeit lebte sie in der „Pension Bürger“, zunächst in der Luisenstr. 42, dann Luisenstr. 50. In der Pension, die sich über zwei Etagen des Hauses zog, herrschte wohl ein künstlerischer Geist vor, denn sie wurde gerne von einheimischen wie ausländischen Künstlern auf Durchreise bewohnt, z. B. vom berühmten englischen Schriftsteller T.S. Elliot. Dort lebte zeitweise auch ein weiteres Gründungsmitglied des Vereins, die gebürtige Bremerin Auguste Helene Gerdes (ID 93). Besonders eng befreundet war die Künstlerin mit dem Vereinsmitglied Antonie Laun (ID 88), die ihr sogar im Testament ein kleines Legat vermachte: „Für meine treue Freundin Mathilde Pajeken in München sind ebenfalls gleich nach meinem Tode M 500,- (Fünfhundert Mark) auszuzahlen als kleiner Zuschuß für die nächste italienische Reise." Von ihrer ersten italienischen Reise, die sie zeitweise gemeinsam mit Antonie Laun und anderen Künstlerinnen unternahm, und die sie wegen gesundheitlicher Probleme vorzeitig abbrechen musste, sind aufschlussreiche Tagebuchaufzeichnungen erhalten.
Mathilde Pajeken starb 1913 in dem Kurort Bad Oeynhausen und wurde im Familiengrab auf dem Friedhof Bremen-Riensberg bestattet.


Letzte Änderung

geändert: 10.11.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Mathilde Pajeken“/ID 92, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de