Giulia Charlotte Amalie Henriquetta Emma Ulrica Mannhardt, verh. Knözinger
Persönliche Daten | ||||
Name: | Mannhardt, verh. Knözinger | |||
Vorname: | Giulia Charlotte Amalie Henriquetta Emma Ulrica | |||
Religion bei Geburt: | evangelisch / protestantisch | |||
Geburtstag: | 18.06.1870 | |||
Geburtsort: | Bagni di Lucca | |||
Todestag: | 10.03.1939 | |||
Sterbeort: |
Tutzing a. Ammersee
Lebensdaten zu Giulia M. nach den Polizeilichen Meldeunterlagen von Eugen Knözinger. Todesdatum und -ort nach den Angaben im Familienstammbaum der Familie Mannhardt-van der Smissen | |||
Ausbildung Beruf/Erwerb: | Kunstmalerin 1901 Auftritte als Gedicht-Rezitatorin im Rahmen des Programms von Die Elf Scharfrichter in München | |||
Staatsangehörigkeit bei Geburt: | Freie und Hansestadt Hamburg |
Familie | |||
Vater | Julius Mannhardt | Arzt für Augenheilkunde, Autor, Diplomat | 1834 Hanerau - 1893 Hanerau |
Mutter | Mathilde Mannhardt, geb. Vollmer y Rivas | Pianistin, einer ihrer Klavierlehrer war Hans von Bülow | 1842 Plantage El Palmar bei Caracas/Venezuela - 1896 Lübeck |
Mathilde Mannhardts Mutter, Franzisca Rivas y Palacios, war eine Kusine des südamerikanischen Unabhängigkeitskämpfers Simon Bolivar. | |||
Bruder | Wilhelm Mannhardt | 1861 Hamburg - 1873 Florenz | |
Schwester | Mathilde Mannhardt | 1862 Hamburg - 1876 Florenz | |
Bruder | Wolf Mannhardt | Dr. jur., Oberlandesgerichtsrat in Hamburg und Publizist | 1864 Hamburg - 1939 München |
Schwester | Franziska Viktoria Mannhardt | 1865 Hamburg - 1904 Rom | |
Bruder | Julius Gustav Mannhardt | 1868 Hanerau - 1869 Florenz | |
Bruder | Paolo Heinrich Octavio Mannhardt | 1873 Florenz - 1897 | |
Schwester | Maria Natalia Ignatia Sylvia Mannhardt, verh. Kulenkamp | 1874 Florenz - 1925 Kreuth | |
Schwester | Emilie Valentina Mannhardt, verh. Krombach | Krankenschwester | 1877 Klobenstein/Tirol - 1933 Friedberg |
verh. mit Dr. med. Karl Friedrich Krombach | |||
Schwester | Maria Dolores Mannhardt | 1880 | |
Sie verstarb kurz nach der Geburt. | |||
Schwester | Anna (Anita) Mercedes Mannhardt | 1881 Hanerau | |
Schwester | Lucretia Mannhardt, in 1. Ehe verheiratet mit dem Burgschauspieler Julius Kleinschmidt (Künstlername Julius Carsten), in 2. Ehe mit Paul Leo Pfeifer, Brauereidirektor in Mering b. Augsburg. | Schauspielerin | 1883 Kellinghusen - 1938 Augsburg |
Anmerkung zur Familie: Alle Daten zu den Eltern und Geschwistern nach den Angaben im Familienstammbaum der Familie Mannhardt-Van der Smissen, online: https://sprecher-becker.de/die-ahnen-familie-van-der-smissen-mannhardt/ |
Familienstand | ||||||
verheiratet mit | 1899 | Eugen Karl Anton Knözinger | Jurist, späterer Oberpostrat bei der Oberpostdirektion München, Geigenbauer | 1866 München - 1915 München | ||
verwitwet seit | 1915 |
Kinder | |||||
Leo Anton Knözinger | 1903 München |
Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen | |||||
1896 | bis 1908 | ||||
Nach 1896 verließ G. Knözinger die Stadt und kehrte erst nach ihrer Hochzeit im Jahr 1899 nach München zurück. Eugen Knözinger wurde 1907/08 nach Speyer versetzt. Das erklärt, warum die Mitgliedschaft endete. 1911 wurde Eugen K. an die Oberpostdirektion in München zurückversetzt. Giulia trat danach aber nicht wieder in den Verein ein. |
Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen | |
Kunstverein München |
Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate |
„Auch Giulia Mannhardt-Knözinger ist eine Porträtmalerin, die in Zeichnung und Charakteristik starkes Talent und Temperament zeigt; namentlich gilt dies von dem pikanten Doppelbildniß zweier junger Damen“ „Außerdem sehen wir teilweise schon bekannte Arbeiten von Anna v. „(...) oder der Oberpostrat und Allerweltskünstler Knötzinger, der nicht nur Geige spielte, sondern ein solches Instrument auch meisterlich bauen konnte und vollkommen echt wirkenden Christbaumschnee aus alten Glacéhandschuhen schabte. Und seine Frau Julia, deren Name Dschulia ausgesprochen wurde und die auch wirklich sehr italienisch aussah." |
Ausstellungen |
Jan. 1900: Kunstverein München Giulia Mannhardt: 5 Gemälde |
Quellen und Literatur |
StadtA München: PMB Eugen Knözinger, Hauptliste für den In- Reichs- Aus- Länder, angelegt am 29.06.1886; Familienbogen ausgestellt am 13.05.1919; Gewerbeliste für Giulia Knötzinger, ausgestellt am 24.07.1922; Ledigenliste Knötzinger, Leo Anton, angelegt am 05.08.1920 Mann, Viktor: Wir waren fünf. Bildnis der Familie Mann, Konstanz 1949 Mann, Thomas: Doktor Faustus: Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn erzählt von einem Freunde, GkFA Bd. 10, S. 289 Mannhardt, Heinz-Jürgen: Stammbaum der Familien Mannhardt-Van der Smissen, online: https://sprecher-becker.de/die-ahnen-familie-van-der-smissen-mannhardt/, zuletzt abgerufen am 30.05.2024 Kemp, Julia: „Ein winzig Bild vom großen Leben". Zur Kulturgeschichte von Münchens erstem Kabarett Die Elf Scharfrichter (1901 - 1904), München 2017. Anhang Repertoire: gesprochene Solovorträge, S. 46 u. 50 , online: https://allitera-verlag.de/wp-content/uploads/2017/09/Repertoire.pdf Familie Mannhardt Archives, online: https://sprecher-becker.de/category/familie-mannhardt/, zuletzt abgerufen am 30.05.2024 |
Anmerkungen | |||||
Bemerkungen | |||||
Guilia Charlotte Mannhardt wurde 1870 als Tochter des Augenarztes, Reisenden, Diplomaten und Autors Julius Mannhardt und seiner Frau Mathilde, geb. Vollmer y Rivas, in Bagni di Lucca bei Florenz geboren. Dort und in Rom führte der Vater von 1869 bis 1878 eine Augenarztpraxis, in der auch Mitglieder der königlichen Familie des italienischen Königs Viktor Emanuel II. behandelt wurden. Von Giulias zwischen 1861 und 1883 geborenen elf Geschwistern erreichten nur sieben das Erwachsenenalter. Nach dem Tod der beiden ältesten Geschwister im den Jahren 1873 und 1876 kehrt die Familie nach Norddeutschland zurück, wo sie in Hanerau, Kellinghusen und schließlich ab 1885 in Lübeck lebten. Den Aufzeichnungen einer Tante, der Künstlerin Anna Mannhardt, die die Hamburger Familie als Kindermädchen in die Toskana begleitet hatte, entnehmen wir, dass in der Familie Kunst, Kultur und Bildung eine große Rolle gespielt hat. Es war also nicht ungewöhnlich, dass Giulia den Beruf der Kunstmalerin ergriff. Sie ging wie so viele andere junge Künstlerinnen nach München und wurde mit der Berufsbezeichnung „Malerin“ erstmals im Adressbuch für München von 1894 (Stichtag 1.11.1893) erwähnt. Nach dem Tod der Mutter im Jahr 1896 verließ sie München, vielleicht um die noch minderjährigen Schwestern zu unterstützen. 1899 heiratete sie den späteren Oberpostrat Eugen Knözinger und kehrt mit ihn nach München zurück. 1903 beteiligte sie sich im Rahmen des 3. Bayerischen Frauentages gemeinsam mit anderen Münchener Künstlerinnen an einer Ausstellung im Künstlerhaus München. Den namentlich genannten Künstlerinnen wurde in den Münchner Neuesten Nachrichten ein technisch „weit über Dilettantismus“ hinausragendes Können bescheinigt. Es ist leider nicht bekannt, wo und bei wem Giulia M. dieses Können erworben hat. Da Frauen ihrer Generation der Zugang zu den Kunstakademien noch versperrt war, erfolgte die künstlerische Ausbildung damals entweder in privaten Malateliers bzw. Malschulen oder aber an einer der von Frauenvereinen betriebenen Mal-Akademien in Berlin, München oder Karlsruhe. Möglich wäre der Besuch der Damen-Akademie in Berlin, da ihre schon erwähnte Tante Anna von 1882 bis zu ihrem Tod im Jahr 1894 Mitglied des Vereins der Berliner Künstlerinnen gewesen ist (vgl. https://d-nb.info/gnd/1140121650). Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sie sich in einem privaten Atelier ausbilden ließ. Ihr Wirken als Gedicht-Rezitatorin im Programm der Elf Scharfrichter im Jahr 1901 scheint nur eine Episode gewesen zu sein. Aber auch als Malerin tritt sie nach 1903, also nach der Geburt ihres Sohnes Leo, nicht mehr in Erscheinung. Soviel wir bisher wissen, knüpfte sie erst 1927 wieder an ihre künstlerische Laufbahn an und eröffnete eine Kunstgewerbliche Werkstätte für Textilnähereien. Aus dieser Werkstätte gingen mindestens zwei Patente für neuartigen Verfahren zum Grundieren, Verzieren und Imprägnieren von Stoffen hervor, die sie gemeinsam mit ihrem Sohn Leo beim Reichspatentamt in Berlin anmeldete. | |||||
Das Ehepaar Knözinger in den Romanen von Heinrich und Thomas Mann | |||||
Giulias Schwester Natalia Kulenkamp, geb. Mannhardt und die Schwester von Heinrich und Thomas Mann, Julia Löhr, geb. Mann kannten sich aus Lübeck, wo sie Schulfreundinnen waren. Ab 1899 (Giulia war nach ihrer Hochzeit mit Eugen Knözinger nach München zurückgekehrt) pflegte das Ehepaar Knözinger engen gesellschaftlichen Verkehr mit der Mutter Julia Mann und den beiden bei ihr wohnenden Töchtern Julia und Clara. „Der Mann, Konrad Knöterich, autochthon münchnerisch, dem Ansehen nach einem alten Germanen, Sugambier oder Ubier gleich – es fehlte nur obenauf der gedrehte Haarschopf – von unbestimmt künstlerischer Beschäftigung – er wäre wohl eigentlich Maler gewesen, dilettierte aber im Instrumentenbau und spielte recht wild und ungenau das Cello, wobei er heftig durch seine Adlernase schnob – die Frau, Natalia, brünett mit Ohrringen und schwarzen, in die Wangen sich biegenden Ringellöckchen, von spanisch-exotischem Einschlag und ebenfalls malerisch tätig.“ Peter de Mendelssohn, der Biograf Th. Manns hat dieses Bild zumindestens im Hinblick auf den Ehemann zurechtgerückt. mit der Lebensgeschichte Giulias scheint er sich weniger beschäftigt zu haben: „Oberpostrat Knözinger scheint in diese Gesellschaft nicht recht zu passen; in Wahrheit gehörte er in doppelter Hinsicht dazu. Seine Frau hieß ebenfalls Julia und bestand darauf, daß man sie nach italienischer Art Giulia oder Dschulia nenne, aber das war eine Albernheit; denn Julia Knözinger war eine geborene Mannhardt aus Lübeck, eine den Manns wohlbekannte Familie und sie hatte eine ebenfalls nach München ‚zugereiste‘ Schwester, die eine Lübecker Schulfreundin Lulas gewesen und mit einem Ur-Lübecker aus dem Hauses Kulenkamp verheiratet war. Oberpostrat Knözinger indessen, ein Ur-Bayer, war nicht nur ein sozusagen eingeheirateter Lübecker, sondern außerdem und vor allem in seiner Mußezeit ein leidenschaftlicher Musikus, Geigenbauer und Virtuos auf sämtlichen Streichinstrumenten, und ein sehr lustiger und humorvoll-komischer Mann dazu, (…). Er war ein enger Freund von Joseph Ruederer, und durch ihn scheint Thomas Mann schon bald nach seiner Ankunft in München Ruederer und die ‚Nebenregierung‘ kennengelernt zu haben. Dieser Kreis, zu dem auch der österreichische Schriftsteller Heinrich Steinitzer gehörte, verbrachte im Sommer regelmäßig einige gemeinsame Ferienwochen in Starnberg und Feldafing und ebendort ließ Heinrich Mann zehn Jahre später den Oberpostrat Knözinger unter dem Namen ‚Gugigl‘ in seinem Roman Zwischen den Rassen auftreten. Auch Thomas Mann fand Knözinger sehr notierenswert. Er trug seine Adresse mehrfach ins Notizbuch ein.“ Der hier erwähnte Schriftsteller Heinrich Steinitzer war von 1896 bis 1913 ebenfalls Mitglied im Verein für Fraueninteressen. |
Letzte Änderung | |
geändert: 25.08.2024 |
Wir bitten um folgende Zitierweise: Eintrag: „Giulia Mannhardt, verh. Knözinger“/ID 136, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de |