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Helene von Schickhardt

Persönliche Daten

Name: Schickhardt
Vorname: Helene von
Geburtsname: Möller
Religion bei Geburt: evangelisch / protestantisch
Geburtstag: 23.10.1849
Geburtsort: Wilster
Schleswig-Holstein
Todestag: 04.04.1924
Sterbeort: München
Staatsangehörigkeit bei Geburt: Schleswig-Holstein

Versteigerung des Nachlasses Albert von Schickhardt, in: Neueste Nachrichten, 33. Jg. Nr. 221/222 v, 07.08./08.08.1880, S. 6, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11602393
Todes-Anzeige Frau Helene von Schickhardt, geb. Möller, in: Münchner Neueste Nachrichten 77.Jg., Nr. 97 v. 07.04.1924, S. 13, online https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00133729?page=188%2C189

Familie

Mutter Margaretha Möller, geb. ?
Schwester Bertha Brauneis, geb. Möller, Witwe des Wiener Hof- und Gerichtsadvokaten Dr. Theodor Brauneis ? - 1890 Wien
Anmerkung zur Familie: Die uns vorliegende Abschrift des Polizeilichen Meldebogens von Ehemann Albert von Schickhardt enthält unüblicherweise keine Angaben über die Eltern der Ehefrau. Wir kennen lediglich den Vornamen der Mutter, da sie im Kirchenbuch "Taufen 1877 - 1878" der Evangelisch-Lutherischen Gesamtgemeinde München als Taufpatin ihrer Enkeltochter Elsa Schickhardt aufgeführt ist. Schwester Bertha Brauneis war die Mutter von Else Brauneis, der Nichte und Pflegetochter von Helene Schickhardts. Den Vornamen Bertha und das ungefähre Sterbedatum haben wir den Wiener Adressbüchern und einer Familiennachricht des "Hamburgischen Correspondenten" v. 13.02.1890 entnommen. Über mögliche weitere Geschwister ist uns (noch) nichts bekannt.

Familienstand

verheiratet mit Albert von Schickhardt zuletzt k. Württbg.Oberstlieutenant 1828 Weingarten - 1879 München
Albert v. Schickardt war Träger des Militär-Verdienst-Ordens

Kinder

Elsa Schickhardt Pianistin 1877 München - unbekannt
Elsa von Schickhardt besuchte die höhere Töchterschule in der Briennerstr. und studierte 1896 an der "Akademie der Tonkunst" das Fach Klavier. 1899 heiratete sie den Rechtsanwalt Dr. Max Gaenssler (https://d-nb.info/gnd/116333359), der mütterlicherseits aus der Familie Pettenkofer stammte.
Else Brauneis Malerin, Studienrätin und Hochschulprofessorinin 1877 Wien - 1959 München
Else Brauneis (https://d-nb.info/gnd/1241381259) war nicht die leibliche Tochter, sondern wurde von Helene von Schickhardt als Pflegetochter aufgenommen.

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1896 bis 1900 Frau Oberstlieutenant von Schickhardt Sonnenstr. 27 / IV oder II  

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

ab 1881 - mindestens 1896: Außerordentliches Mitglied im "Kunstverein München"
1888 Mitglied im "Marianum für Arbeiterinnen München-Giesing"
1893 - 1897 Mitglied im "Verein für Innere Mission C. Evangelische Krippe Blutenburgstraße und Evangelische Bewahranstalt auf der Schwanthalerhöhe.


Quellen und Literatur

Stadtarchiv München: PMB Albert von Schickhardt (Abschrift der Hauptliste für den Reichs-Länder) und Steuerliste

Landeskirchliches Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche, Dekanat München,  Gesamtgemeinde München: Taufen 1877-1878 S. 127, Taufeintrag 676 Elsa von Schickhardt, online: https://www.archion.de/p/1bb41d1bc3/, zuletzt abgerufen am 13.08.2024

Todesanzeige Albert von Schickhardt, in: Neueste Nachrichten, 32. Jg., Nr. 229/230 v. 16./17. August 1879, S. 15, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00129315_00409_u001, zuletzt abgerufen am 13.08.2024

Anzeige: Danksagung, in: Neueste Nachrichten 32. Jg., Nr. 234 v. 22.08.1879, S. 8, online:
https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00129315_00449_u001, zuletzt abgerufen am 13.08.2024

Anzeige: Bekanntmachung, in: Neueste Nachrichten 32. Jg., Nr. 325 v. 31.11.1879, S. 6, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11388220, zuletzt abgerufen am 13.08.2024

Georgii-Georgenau, Eberhard von: Biographisch-Genealogische Blätter aus und über Schwaben, Stuttgart 1879, S. 797, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11388464, zuletzt abgerufen am 13.08.2024

Anzeige: Konkurseröffnung über den Nachlaß des k. württemb. Oberstlieutenants Albert v. Schickhardt, in: Neueste Nachrichten, 33.Jg. Nr. 183 v. 01.07.1880, S. 4, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11602393, zuletzt abgerufen am 13.08.2024

Bekanntmachung, in: Neueste Nachrichten, 33. Jg. Nr. 186/187 v. 03./04.07.1880, S. 4, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11602393, zuletzt abgerufen am 13.08.2024

Versteigerung, in: Neueste Nachrichten, 33. Jg. Nr. 221/222 v, 07.08./08.08.1880, S. 6, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11602393, zuletzt abgerufen am 13.08.2024

Kunstverein München: Bericht über den Bestand und das Wirken des unter dem Allerhöchsten Protektorate Seiner Königlichen Hoheit des Prinz-Regenten Luitpold von Bayern stehenden Kunstvereines München. 1881 ff. München1882 ff., online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11479858, zuletzt abgerufen am 13.08.2024

Marianum für Arbeiterinnen (München-Giesing): Rechenschafts-Bericht des Marianums für Arbeiterinnen München-Giesing 1888, S. 11, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11474533, zuletzt abgerufen am 13.08.2024

Adolph Lehmann's allgemeiner Wohnungs-Anzeiger : nebst Handels- u. Gewerbe-Adressbuch für d. k.k. Reichshaupt- u. Residenzstadt Wien u. Umgebung. Wien, 1879, 1881, 1889, 1890,1891. Wienbibliothek im Rathaus. https://resolver.obvsg.at/urn:nbn:at:AT-WBR-17, zuletzt abgerufen am 13.08.2024

Familiennachrichten. Gestorben, Auswärtige: Frau Bertha Brauneis, geb. Möller (Wien und München), in: Hamburgischer Correspondent, 160. Jg., Nr. 111 Mittags-Ausgabe v. 13.02.1890, S. 3, digitale Bereitstellung: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky, https://pdf.sub.uni-hamburg.de/kitodo/PPN689065124_18900213NA.pdf, zuletzt abgerufen am 13.08.2024

Verein für Innere Mission in München: 6. Jahresbericht des Vereins für Innere Mission für München 1893/94 C. Evangelische Krippe, Blutenburgstraße und Evangelische Bewahranstalt auf der Schwanthalerhöhe. München, S. 34, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11562657, zuletzt abgerufen am 13.08.2024

Die Familie Pettenkofer, in: Münchner Neueste Nachrichten, 62. Jg., Nr. 248 Vorabendblatt v. 29.05.1909, S. 4, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00130858_00489_u001, zuletzt abgerufen am 13.08.2024

Frauenbund der Deutschen Kolonial-Gesellschaft, Abteilung München, in: Münchner Neueste Nachrichten, 63. Jg. Nr. 107 Morgen-Blatt v. 05.03.1910, S. 4, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00130859, zuletzt abgerufen am 13.08.2024

Todes-Anzeige Helene von Schickhardt, in: Münchner Neueste Nachrichten 77.Jg., Nr. 97 v. 07.04.1924, S. 13, online. https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00133729?page=188%2C189, zuletzt abgerufen am 18.08.2024

Jehl, Iska; Stermberg, Caroline (Hg.): Erste Frauen in der Lehre. Akademie der bildenden Künste Kunstgewerbeschule München. Zur Entwicklung des Frauenanteils in der Lehre., München 2014, S. 16 ff., online: https://www.adbk.de/de/aktuell/publikationen/akademiegeschichte/3143-erste-frauen-in-der-lehre.html, zuletzt abgerufen am 13.08.2024

Max Gaenssler, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Biographie Nr. 66, URL: www.pacelli-edition.de/gnd/116333359. zuletzt abgerufen am: 14.08.2024.


Anmerkungen

Bemerkungen

Im Jahr 1877 zog Helene von Schickhardt, geb. Möller mit ihrem wesentlich älteren Ehemann, dem königlich württembergischen Oberstlieutenant a. D. Albert von Schickhardt von Kirchheim/Teck nach München. Noch im gleichen Jahr wurde die einzige Tochter Elsa geboren. Sie war zwei Jahre alt, als ihr Vater plötzlich starb. Nur wenige Wochen später wurde in Stuttgart ein Konkursverfahren über den Nachlass des Verstorbenen eröffnet, welches 1880 mit einer öffentlichen Zwangsversteigerung endete, die in der 1878 bezogenen ehelichen Wohnung in der Sonnenstr. 27 stattfand. Die Aufzählung der zu versteigernden Gegenstände zeigt deutlich, dass diese aus einem ursprünglich wohlhabenden und dazu ausgesprochen bildungs- und kunstinteressierten Hause stammten. Da wir noch nichts über die Herkunftsfamilie Helenes herausfinden konnten, lässt sich nicht sagen, ob sie eigenes Vermögen besaß und/oder von Familienangehörigen unterstützt wurde. Auf jeden Fall gelang es ihr, den sozialen Abstieg zu vermeiden. Sie bewohnte weiter die eheliche Wohnung und trat im Jahr 1881 dem Kunstverein München als Außerordentliches Mitglied bei, dessen Mitgliedsbeiträge vergleichsweise hoch waren.
1890 nahm sie eine Nichte als Pflegetochter bei sich auf, nachdem ihre Schwester Bertha Brauneis in Wien gestorben war und deren Tochter Else als Vollwaise zurückgeblieben war. Die fast gleichaltrigen Kusinen Elsa und Else genossen beide eine künstlerische Ausbildung.
Pflegetochter Else Brauneis (https://d-nb.info/gnd/1241381259) studierte von 1893 bis 1897 an der Münchner Kunstgewerbeschule und erhielt dort direkt anschließend eine erste Anstellung als Lehrerin für darstellende Geometrie und Perspektive. Von 1905 an studierte sie nebenberuflich Textiles Gestalten an der Debschitz-Schule. Nach mehreren Zwischenstationen u.a. als Assistentin bei Professor Max Kleiber wurde sie 1920 zur Studienrätin ernannt und 1923 als Außerordentliche Professorin an die Kunstgewerbeschule berufen. Elsa Schickardt studierte 1896 an der „Akademie der Tonkunst“ das Fach Klavier, bevor sie 1899 den späteren Justizrat und Vorstandsmitglied der Münchner Anwaltskammer Dr. Max Gänssler (https://d-nb.info/gnd/116333359)heiratete. Auch die Eheschließung der Tochter mit einem Enkel Max Pettenkofers zeigt, dass Helene von Schickhardt Anschluss an die „gute Gesellschaft“ Münchens gefunden hatte.

Lebenswege der Tochter und Pflegetochter

Weder Elsa Schickhardt bzw. Gaenssler noch ihre Kusine Elsa Brauneis wurden Mitglied im Verein für Fraueninteressen. Tochter Elsa engagierte sich vielmehr in der 1909 gegründeten Münchener Abteilung des Frauenbundes der Deutschen Kolonialgesellschaft, deren 2. Vorsitzende sie bis mindestens 1926 blieb und in dem weibliche Emanzipationsbestrebungen mit einem antidemokratischen und rassistischen Weltbild verbunden wurden.
Von Else Brauneis ist bis jetzt kein außerberufliches gesellschaftliches Engagement bekannt. Da sie weder Mitglied der NSDAP oder anderer NS-Organisationen gewesen war, wurde sie 1945 nicht entlassen, sondern 1946 als Professorin in die neugegründete Hochschule für Bildenden Künste in München übernommen, zu der Kunstgewerbschule und Akademie zusammengelegt wurden. Damit war sie die erste und blieb bis 1992 die einzige Professorin der Akademie. Die mit dem Amt verbundene Lehrerlaubnis wurde ihr jedoch auf Anweisung der Militärregierung bald wieder entzogen, möglicherweise ein Zeichen dafür, dass sie nicht völlig unbelastet aus der Zeit des Nationalsozialismus hervorgetreten war. Sie baute die Bibliothek der Hochschule neu auf und ging 1948 mit 71 Jahren in den Ruhestand.


Letzte Änderung

geändert: 18.08.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Helene von Schickhardt“/ID 142, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de
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